Kultur

Burgchefin klärt eine Finanzfrage

Man wolle wieder mit dem Künstlerischen in die Schlagzeilen kommen, nicht mit Finanz- und sonstigen Problemen: Mit diesem Anliegen ist die interimistische Burgtheater-Chefin Karin Bergmann angetreten.

So ganz will das noch nicht gelingen.

Denn nun muss auch die Nachfolgerin des entlassenen Ex-Direktors Matthias Hartmann beim Finanzamt nachfragen, ob sie nicht vielleicht doch etwas hätte melden müssen: Jene Gelder nämlich, die Ex-Burgchef Klaus Bachler ihr 2008 und 2009 überließ.

Hintergrund

Bergmann, damals Bachlers Stellvertreterin, musste für den Direktor vermehrt den Alltag in Wien abwickeln, da Bachler neben dem Burgtheater auch schon die Bayerische Staatsoper leitete. Wieviel Geld ihr Bachler überließ, will Bergmann nicht sagen. Aber seit 1. September 2008 sind derlei Zuwendungen beim Finanzamt meldepflichtig, sobald sie über fünf Jahre 15.000 Euro überschreiten.

Bergmann auf KURIER-Nachfrage: „Ich kläre jetzt die Höhe der Summe, die ich in diesem Jahr erhalten habe; und wenn diese die Summe übersteigt, die der Beschenkte innerhalb von fünf Jahren beim Finanzamt anmelden muss, setzte ich jetzt die erforderlichen Schritte.“
Zu betonen ist: Dabei geht es nicht um Steuerhinterziehung, auch nicht um einsonst irgendwie belangbares Versäumnis, sondern um eine Verwaltungsverpflichtung.

Es war „alles ganz legal“, hatte Bergmann in der ORF-Sendung „Hohes Haus“ betont, die am Sonntag erstmals über diese Schenkungsfrage berichtet hat. Die Übereinkunft zwischen Bachler und Bergmann war „völlig privat“ und „hatte nichts mit dem Burgtheater zu tun“, sagte Bergmann. Bachler hatte nach seiner Bestellung nach München bereits 2008 öffentlich über die Vereinbarung gesprochen: „Selbstverständlich habe ich Karin Bergmann einen Teil meiner Gage abgetreten, das habe ich ja von Anfang an klargestellt, dass ich das tue, wenn ich mein Amt in München angetreten haben“, sagte er damals im KURIER.

Er hat „mir freiwillig und ohne jegliche Verpflichtung aus Dankbarkeit für meine loyale Unterstützung einen Teil seines Nettogehaltes im Zeitraum September 2008 bis August 2009 als Anerkennungsbetrag überwiesen“, sagt Bergmann nun.

„Da es sich um eine Summe seines bereits versteuerten Nettogehaltes handelte, erhielt ich damals die Auskunft, eine Versteuerung sei nicht fällig, und eine Schenkungssteuer gab es seit 1. 9. 2008 nicht mehr. Klaus Bachler hat diese Ausgabe auch nicht steuerlich abgesetzt.“

Positiv

Die Burgchefin hat ein Gutachten in Auftrag gegeben, das die rechtlichen Details dieser Schenkungsfrage klären soll. Und sie betont: „Dass ein Burgtheaterdirektor einen Teil seines Gehaltes an seine Stellvertreterin weiter gibt, weil sie gute Arbeit für ihn leistet und ihn damit entlastet, ist doch eigentlich eine positive Haltung.“

Nach den Absagen für Regiearbeiten am Burgtheater wird der entlassene Direktor Matthias Hartmann auch bei den Salzburger Festspielen nicht inszenieren. Er hätte die Regie für die Burgtheater-Koproduktion „Die letzten Tage der Menschheit“ von Karl Kraus führen sollen, wovon ihn die Burg entbunden hat. Das gab der Salzburger Landeshauptmann, Wilfried Haslauer, nach einer Kuratoriumssitzung am Montagnachmittag bekannt. Das Burgtheater und Sven-Eric Bechtolf, Schauspielchef der Salzburger Festspiele, suchen jetzt einen neuen Regisseur für das Theaterstück.

Der Vorverkauf für die Festspiele läuft unterdessen gut an. Seit Jänner 2014 sind rund 20.000 Vorbestellungen eingegangen. Daher gibt es bereits am Tag eins des Kassen- und Onlineverkaufs für Verdis „Il Trovatore“ mit Anna Netrebko und Placido Domingo in den Hauptrollen sowie den „Jedermann“ keine Karten mehr. Ebenfalls ausverkauft sind die Konzerte der Sufi-Mönche. Insgesamt wurden ungefähr 250.000 Karten aufgelegt. Im Schnitt wurden die Preise um fünf Prozent erhöht.

Laut einem Bericht der Salzburger Nachrichten hat der entlassene Burgtheater-Direktor Matthias Hartmann von seinem Dienstgeber, vertreten durch Bundestheater-Holding-Chef Georg Springer, weit mehr Geld erhalten, als im Vorvertrag mit dem für seine Berufung verantwortlichen VP-Staatssekretär Franz Morak vereinbart war. Grünen-Kultursprecher Wolfgang Zinggl fordert nun Aufklärung zu den Hintergründen.

Grenzen gelockert

Dem Bericht zufolge wurden in dem Vorvertrag mit Morak drei Limits vereinbart (Jahresbezug von 217.000 Euro ohne Option auf generelle Bezugserhöhung, 40.000 Euro Vergütung pro Inszenierung, keine Fremdinszenierung in den ersten zwei Jahren), laut SN dürfte all das auch im endgültigen Geschäftsführervertrag stehen. Nach der Übernahme des Kulturministeriums durch Claudia Schmied (SPÖ) seien diese Grenzen allerdings durch Georg Springer so gelockert worden, dass Hartmanns Einkommen kräftig gewachsen sei. Allein im ersten halben Jahr habe Hartmann demnach durch Nebenbeschäftigungen als Regisseur über ein Jahresgehalt dazuverdient.

Dazu seien weitere Vertragsbedingungen "offensichtlich weit überzogen" worden. Zinggl will nun wissen, was tatsächlich im von Springer und Hartmann unterzeichneten Dienstvertrag des Burgtheater-Direktors steht. "Wie ist es zu den einseitigen, völlig unnotwendigen Verbesserungen für den Direktor auf Kosten des Gesamtbudgets gekommen, wusste das Ministerium davon und warum wird gerade dort nicht gespart, wo ohnehin genug Privilegien existieren?"

Holding dementiert

Die Bundestheater-Holding wies die Vorwürfe in einer Aussendung zurück. Die von den SN als "Füllhorn" bezeichneten Leistungen für Matthias Hartmann seien keine nachträglichen Sonderbegünstigungen, sondern hätten dem 2006 abgeschlossenen Geschäftsführervertrag entsprochen. Demnach sollte sich das Entgelt pro Inszenierung am durchschnittlichen Regieentgelt im Burgtheater orientieren und jährlich valorisiert werden. "Nachdem es seit dem Jahr 2000 keine laufende Valorisierung der Bezüge der Direktoren von Burgtheater, Wiener Staatsoper und Volksoper Wien gab, wurde eine solche im Jahr 2007 von Frau Bundesministerin Claudia Schmied gewährt", heißt es dazu in der Aussendung.