Kultur/Buch

Natalia Ginzburg: Ganz ohne Liebe

Fünf Geschwister sind sie daheim, plus der Nini, auch irgendwie verwandt. Von den Lampen baumeln die Fliegenfänger, Hühner kacken in die Ecken, an den Wänden machen sich Feuchtigkeitsflecken breit. Delia will nichts wie weg hier. In die Stadt, wo ihre Schwester lebt. Als sie von Giulio, dem Sohn des Arztes, schwanger wird, muss geheiratet werden. Ganz ohne Liebe. Dafür darf sie bald in der Stadt leben. Ist das jetzt das Leben, von dem sie geträumt hat? Unbeteiligt, scheinbar emotionslos erzählt Delia von Träumen und deren langsamem Versickern.

Natalia Ginzburg (1991) war eine der berühmtesten italienischen Schriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts. 1916 geboren, entstammte sie einer jüdischen Familie aus Triest, engagierte sich zeitlebens für jene, die nicht auf die Butterseite gefallen waren – sowohl in ihrem schriftstellerischen Werk als auch politisch. Ihren ersten Roman „Die Straße in die Stadt“ veröffentlichte sie 1942. Mit Romanen wie dem autobiografischen „Familien-Lexikon“ wurde sie berühmt. Knapp und prägnant wie im ersten Roman ist Ginzburgs Stil immer geblieben – unberührt vom opulenten Stil eines Marcel Proust, den sie ins Italienische übersetzte.

Alle Inhalte anzeigen