Kultur/Buch

Lina Loos: Anekdoten und Abgründe

Sie schrieb, mehr noch: Sie war ein Stück Wiener Kulturgeschichte. Lina Loos, Schauspielerin, Kabarettistin, pointierte Feuilletonistin. Tochter des Cafetiers Carl Obertimpfler, war sie eine der begehrtesten Schönheiten der Stadt und in ihrer Jugend, nachdem sie Heiratsanträge von Egon Friedell bis Franz Lehár abgelehnt hatte, kurz mit Adolf Loos verheiratet. Dies kann nicht unerwähnt bleiben, schließlich verdankt sie ihm den zweifellos attraktiveren Familiennamen. Geist und Witz hatte Lina Loos allerdings auch ohne berühmten Gatten, wie sich jetzt anhand der erstmals 1947 erschienenen Anekdoten- und Geschichtensammlung „Das Buch ohne Titel“ wieder feststellen lässt. Lina Loos veröffentlichte von Jugend an journalistische und literarische Texte, engagierte sich in der Frauen- und Friedensbewegung und war Vertraute vieler beeindruckender Zeitgenossen, von denen nicht wenige hier vorkommen: Peter Altenberg, Karl Kraus, Egon Friedell, Adolf Loos. Am schönsten aber sind ihre Beobachtungen der „normalen Leut’“, beim Heurigen, im Kaffeehaus. Zutiefst Wienerisch, mit allem, was das impliziert. Ohne Genaueres zu wissen: Helmut Qualtinger muss Lina Loos gelesen haben. 

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