Jack Kerouac: Sex, Alkohol und Zen-Weisheiten
Von Barbara Beer
Manche Bücher schreien nach einer Neuübersetzung. „Gammler, Zen und hohe Berge“ hieß Jack Kerouacs „The Dharma Bums“ fast sechzig Jahre in deutscher Übersetzung. Der neue Titel „Die Dharmajäger“ (Dharma steht hier für die Lehre Buddhas) ist viel besser, wohl auch politischer Unkorrektheit unverdächtig, denn „Gammler“ soll man wahrscheinlich nicht mehr sagen. Allerdings trifft just dieses Wort den originalen Ausdruck „Bums“ eigentlich besser. Sei’s drum, in Wahrheit geht es um die Frage: Kann man Kerouac noch lesen?
Kurze Antwort: Ja. Wer ihn als Teenager entdeckt hat, wird ihn wieder lieben und wer ihn jetzt erst entdeckt, ebenso. Denn Kerouacs verwahrloste Poeten, die durch Amerika trampen (darum geht’s, mehr oder weniger, in all seinen Büchern), faszinieren heute ebenso wie in den Jahren ihrer Entstehung nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Welt scheint so unfrei wie damals, der Hunger nach Freiheit ebenso groß. Die spirituelle Suche nach Glück samt Sex, Alkohol und Zen-Weisheiten spricht – abgesehen von den antiquierten Frauen-Darstellungen – immer noch Sehnsüchte an. „An einem Mittag im späten September 1955 sprang ich in Los Angeles auf einen Güterzug ...“ Die ersten Worte genügen, und man erliegt diesem Roman.