Fen Verstappen: Was schlimmstenfalls passiert
Von Barbara Beer
Stark und schön und unerschrocken war sie. Eine, die ganz in schwarzem Leder geheiratet hatte. Eine, die sagte, entschuldigen solle man sich höchstens einmal alle zwölf Jahre. Eine, die bei ihrer erfolgreichen Kollektionspräsentation in Paris den Champagner geöffnet, einen Toast auf alle ausgegeben und gesagt hatte: „Was soll schon schlimmstenfalls passieren?“
Er ist dann passiert, der schlimmste Fall. Hirnschlag. Niemand weiß, wie lange sie schon so dagelegen ist, bewusstlos, im eigenen Erbrochenen. Sie trägt jetzt kein schwarzes Leder mehr, nur noch bequeme Jogginghosen. Wenn die Töchter sie mit dem Rollstuhl an der alten Wohnung vorbeiführen, dann gibt es ein Winkritual.
Die Niederländerin Fen Verstappen, Jahrgang 1981, hat mit ihrem Debütroman „Lebenslektionen meiner Mutter“ eine beeindruckende, zärtliche Familiengeschichte geschrieben.
In wenigen Worten erzählt sie eindringlich von einem Mutter-Töchter-Gespann, das ziemlich plötzlich alles neu lernen muss.