Buchkritik: Der Chilene Diego Zúñiga und „Camanchaca"
Von Peter Pisa
Es ist Nebel in Chile, der Camanchaca; in ihm verschwinden die Gefühle. Es bleibt das kühle Gerüst einer Erzählung: Dass ein 20-Jähriger schlechte Zähne und Übergewicht hat und vom Vater und dessen „neuer“ Frau nach Peru gebracht wird. Dort ist der Arzt billiger als in Santiago, wo der junge Mann – er ist der Erzähler – mit seiner Mutter lebt. Mit ihr muss er in einem Bett schlafen, fürs Heizen fehlt Geld. Der Vater bildet sich ein, er ist der Beste, weil er dem Sohn Socken kauft. Der Sohn sagt ja. Aber meist schweigt er.
Halbleer
Vieles bleibt beim 35-jährigen Diego Zúñiga (Foto oben), in den Chiles Literatur große Hoffnung setzen darf, ungesagt. Das macht sich immer gut; und hier beeindrucken und beschäftigen die Auslassungen besonders.
In Teilchen wird erzählt, oft bleiben halbe Seiten leer, und geht es um Onkel, Cousine und Mama, so heißt es: Es ist „etwas passiert“. Der Junge will wissen, was. Wir wollen es wissen. Aber wozu? Mama sagt, es ist sowieso alles gelogen ...
Diego Zúñiga:
„Camanchaca“
Übersetzt von
Luise Berenberg.
Berenberg Verlag.
80 Seiten.
22,95 Euro
KURIER-Wertung: **** und ein halber Stern