Kultur/Buch

Buchkritik: Anna Baar und ihr persischer „Divân mit Schonbezug"

Bisher hat man, Ingeborg Bachmann zitierend, das Gegenteil vernommen. Anna Baar aber hat Grund, den Satz anders zu formulieren: Die Wahrheit bleibt unzumutbar. Das war schon in der Schule so, als sich die in Zagreb geborene und 1977 als Vierjährige nach Wien und Klagenfurt gekommene spätere Schriftstellerin auf die Frage des Lehrers, wer daheim eine andere Sprache spricht, lieber nicht aufzeigte.

Naturvolk

Nach ihrem Roman „Nil“ jetzt Erzählungen / Essays. Über Österreicher („nichts als schöne Worte“), Jugoslawien, über Totschweigen und Verbundenheit mit Kärnten (obwohl „Naturvolk vom Stamm der Bergscheuklappen“) ... Anna Baars Mischung aus Klugheit und sprachlichem Können ist umwerfend.

Der „Divân“ im Titel ist persisch und deshalb kein „Diwan“: Im Iran fiel ihr auf, dass Sitzmöbel und sogar Bilder an der Wand in Plastikfolie eingepackt werden, damit sie immer schön sauber bleiben. Das Schöne wird hässlich, damit es später, von den Erben, weggeworfen wird.

 

Anna Baar:
„Divân mit
Schonbezug“
Wallstein Verlag.
153 Seiten.
20,95 Euro

KURER-Wertung: **** und ein halber Stern