Kultur/Buch

Andreas Okopenkos „Kindernazi“

 „Heute darfst du noch ein Nazi sein“, sagt der Vater 1945 zum 15-jährigen Sohn, „und weinen über euern Zusammenbruch.“

Andreas Okopenko (*1930 in Košice, Slowakei, 2010 in Wien), gehörte zu den bedeutendsten Vertretern österreichischer Gegenwartsliteratur. In „Kindernazi“ beschreibt er, von 1945 bis 1939 rückwärts, seine Jugend während des Nationalsozialismus als „Pimpf“, als Mitglied des deutschen Jungvolkes. Ein „Kinderstar“ der Nazis, wie der Vater stolz erklärte. Scheinbar arglos beschreibt der Erzähler tagebuchartig seine Erlebnisse. Schnell wird klar, wie wesentlich Kinder für den Nationalsozialismus waren. Von wegen „Kinder an die Macht“. 1981 erstmals erschienen, wurde „Kindernazi“ vom Ritter Verlag, der auch viele andere Okopenko-Bücher im Programm hat, nun neu aufgelegt, bereichert mit Kommentaren aus Arbeitsunterlagen Okopenkos. „Kindernazi“ zeigt drastisch und sehr aktuell, wie leicht sich junge Menschen ideologisieren lassen. Es gehört immer wieder gelesen. 

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