Britischer Humor im Filmmuseum
Von Alexandra Seibel
Was den Amerikanern "Arsen und Spitzenhäubchen", ist den Briten "Ladykillers" – jene schwarze Kriminalgroteske, in der Alec Guinness und Peter Sellers getarnt als Kammermusiker einen Raubüberfall planen.
"Ladykillers" von 1955 gilt als der letzte berühmte Komödien-Klassiker der legendären britischen Ealing Studios. Weniger berühmt schon der Regisseur dieses Nachkriegshits, Alexander Mackendrick.
Mackendrick, einer der wichtigsten Filmemacher des britischen Nachkriegskinos, verschwindet oft hinter seinen Filmen. Das österreichische Filmmuseum widmet ihm nun eine Werkschau (bis Mittwoch, 11. 4.).
Geboren 1912 in Boston, wuchs Mackendrick in Schottland auf, arbeitete zuerst als Designer und erhielt 1946 einen Vertrag mit den Ealing Studios. Damals lag die britische Filmkultur einigermaßen darnieder, und die Ealing Studios galten als die große Hoffnung des britischen Nachkriegskinos.
Mackendricks erster dort gedrehter Film mit dem schönen Titel "Whisky Galore!" gilt als Bahnbrecher in seiner Mischung aus dokumentarischem Realismus und Skurrilität: Alles dreht sich um ein gestrandetes Schiff, das 50.000 Fässer "water of life" – auf gut Deutsch "Whisky" – geladen hat.
Überhaupt prägten die Ealing Studios ganz entscheidend den britischen Kinohumor der Nachkriegsjahre, und tatsächlich ist Alec Guinness mit seinem Geigenkasten und den gebleckten Zähnen in "Ladykillers" unvergesslich.
Aber Mackendrick galt als "schwierig", also als unangepasst, was sich karrieretechnisch als wenig günstig erwies. Nach dem Zusammenbruch der Ealing Studios ging er nach Hollywood und landete dort mit "Sweet Smell of Success" (1957), eine bissige Satire auf die Schwarze Liste Hollywoods und ein spätes, bitteres Noir-Meisterwerk. Burt Lancaster brilliert darin als skrupelloser Skandalreporter, der einen beflissenen Tony Curtis für seine Drecksarbeit einspannt.
Danach konnte Alexander Mackendrick allerdings nur noch einen Film realisieren ("Don’t Make Waves", 1967) und zog sich dann gänzlich – und gebrochen – aus dem Filmgeschäft zurück.