Kultur

Brisante Behübschung: "The Ornament Museum" im MAK

Es ist nicht einfach, sich heute vorzustellen, mit welcher Heftigkeit in Wien einst um die Bedeutung von Verzierungen gestritten wurde: Ob, was und wie man ornamentierte, wurde von den Wortführern der Kunst um 1900 als Gradmesser für die Entwicklung der Kultur schlechthin angesehen. Während Adolf Loos die Ornamentlosigkeit predigte, nutzten seine Kontrahenten die Verzierung als Ort für künstlerische Innovationen.

In der Installation „The Ornament Museum“ gibt der US-Künstler Josiah McElheny der Verzierung nun ein Stück ihrer Brisanz zurück.

Ornament als Käfig

Nicht zufällig mutet der Pavillon, den der Künstler in der MAK-Schausammlung Gegenwartskunst aufgebaut hat, auf den ersten Blick wie ein Käfig, ein Zwinger an: Das dauernd wiederholte Muster wurde von den Machos der Moderne oft mit dem Zwänglerischen und dem Impulsiv-Erotischen assoziiert; als solches wurde das Ornamentale auch zu einem „Gefängnis“ für Frauen, das Nüchterne blieb Männersache.

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McElheny macht dies besonders deutlich, wenn er die Schauspielerin Susanne Sachsse zu ausgewählten Zeiten als „Kuratorin“ im gestreiften Reformkleid in der Installation herumspazieren lässt. Sie verlässt den Käfig dabei jedoch, denn McElheny will es nicht bei einer reduktiven Sichtweise belassen: Die Muster, die er für sein Werk entwarf, erweitern die Vorlagen von Kolo Moser & Co. auf vielfache Weise. Eine Glaswand zieren komplexe Geometrien, eine andere organische Formen. Es wird klar, dass sich das Jugendstil-Ornament auch der Mikroskopie und der ach-so-nüchternen Naturwissenschaft verdankte.

Die auf Glas gedruckten Muster im Pavillon lassen sich nebeneinander, übereinander oder als „Filter“ für Objekte oder Personen dahinter sehen. Aus der Schau gelangt man direkt zu den Vorlagen in der MAK-Sammlung „Wien um 1900“: Die Aufgabe, die Sinne für die historische Kunst im Museum zu schärfen, gelingt hier hervorragend. Bis 2.4.2017.