Brexit entzweit auch Kunsthändler
Picassos „Femme Assise“, ein Bild seiner Geliebten Fernande Olivier aus der kubistischen Phase (1909), wurde zwischen Telefonbietern langsam auf einen Hammerpreis von 38,5 Millionen Pfund gesteigert – mit Prämien hatte der Käufer 43,269.000 Pfund (56,37 Millionen €) zu berappen.
Es war zwar kein absoluter Rekordpreis, aber doch „der höchste Preis, der seit 2010 bei einer Auktion in London für ein Gemälde gezahlt wurde“: In der Auktionsbranche geht sich irgendwie immer ein Rekord aus. Und ein positives Zeichen für den Marktplatz London war am Dienstag, zwei Tage vor dem Brexit-Referendum, in der Branche auch höchst erwünscht.
„Starkes Zeichen“
Von einem „starken Zeichen an den Kunstmarkt“ sprach Helena Newman, die Chefin der Impressionismus- und Moderne-Abteilung bei Sotheby's. Dass der im Vorfeld des Brexit-Referendums in den Keller gesackte Kurs des britischen Pfunds die Kauflaune mancher Sammler befeuert, sei gewiss auch ein Faktor gewesen.
Der sollte sich aber für den Konkurrenten Christie’s nicht bewahrheiten: Bei dessen Auktion am Mittwochabend blieben zwölf von 33 Losen liegen, darunter Werke von Picasso, Monet und Renoir. Das Modigliani-Porträt „Madame Hanka Zborowska“ kam auf 8,2 Millionen Pfund (mit Prämien) und lag damit knapp über dem Schätzwert.
Das Vereinigte Königreich ist der zweitgrößte Kunstmarkt der Welt, laut TEFAF-Report werden 21% aller Umsätze hier gemacht.
Über die möglichen Auswirkungen eines „Brexit“ ist die Londoner Kunstszene durchaus gespalten. Manche Händler sind durchaus dafür, denn ihnen sind EU-Regelungen wie die Folgerechtsabgabe – ein Teil des Erlöses muss dabei an Künstler bzw. deren Erben abgeführt werden – ein Dorn im Auge. Auf die Einbringungen bei Auktionen habe Londons Status nicht unbedingt Einfluss, erklärte Newman, man bemühe sich in der ganzen Welt um Werke. Der KURIER-Frage nach konkreten Auswirkungen wich die Expertin aber aus: „Ich will gar nicht denken, was dann passiert. Es wird nicht passieren.“