Kultur

David Pountney lässt die Puppen tanzen

Noch zwei Jahre ist David Pountney Intendant der Bregenzer Festspiele, dann folgt ihm Elisabeth Sobotka. Bereits am Freitag eröffnet Pountney das neu erbaute Linzer Musiktheater mit seiner Inszenierung der Philip-Glass-Oper „Spuren der Verirrten“ nach Peter Handke. In beiden Funktionen setzt Pountney dabei auch auf Tanz.

So wird er bei den „Spuren der Verirrten“ – laut Pountney „eine Oper ohne Handlung und daher für einen Regisseur doppelt interessant“ – „ein Ballett mit ein bisschen Oper inszenieren. In Bregenz wiederum lässt er als Regisseur von Mozarts „Zauberflöte“ (ab 17. Juli) die (überlebensgroßen) Puppen tanzen. Pountney: „Meine Sympathie liegt da ganz sicher nicht bei Sarastro. Bei Mozart haben die Königinnen, die Könige, die Priester ausgedient– es ist ein Sieg der Liebe. Insofern eine schöne Utopie, die es bei ,Spuren der Verirrten‘ nicht gibt. Der ORF überträgt sowohl „Die Zauberflöte“ als auch (auf ORF III) die „Spuren der Verirrten“.

Dem Licht entgegen

Das Interesse an beiden Produktionen ist gewaltig. Pountney: „In Bregenz etwa sind jetzt schon 75 Prozent der Karten für das ,Spiel auf dem See‘ verkauft.“ Einige Dialoge der „Zauberflöte“ werden über Tonband eingespielt; die gigantischen Puppen sollen eine Welt „zwischen Witz und Ernsthaftigkeit“ suggerieren. Gemäß dem Motto: „Dem Licht entgegen“. Pountney: „Wir wissen, was wir dem Publikum schuldig sind.“

Etwa auch eine Hausoper, wie immer eine Rarität. Heuer kommt „Der Kaufmann von Venedig“ des polnischen Komponisten André Tschaikowsky, der mit seinem berühmten russischen Namensvetter nicht verwandt ist und in Wirklichkeit Krauthammer hieß. „Ein Überlebender des Warschauer Gettos“, so Pountney, der Shakespeares Vorlage perfekt umgesetzt habe. „Die Menschen werden hier etwas entdecken.“

Dazu gibt es Konzerte, die Schiene „Kunst aus der Zeit“, aber erstmals kein Sprechtheater. Festspielpräsident Hans-Peter Metzler: „Wir sind in Gesprächen mit der designierten Intendantin, ob es das in Zukunft überhaupt noch geben soll.“ Metzler gibt zu, dass man finanziell die letzten Jahre aufgrund der eher unbekannten Oper „André Chénier“ unter den Erwartungen geblieben sei. „Die Zauberflöte“ soll das wieder richten.“

Pountney-Festspiele

Linz: Philip Glass: „Die Spuren der Verirrten“. 12. April 2013. Inszenierung: David Pountney. Dirigent: Dennis Russell Davies. ORF III überträgt ab 20.15 Uhr live. Ab 18.30 Uhr gibt es eine Dokumentation über das neue Linzer Musiktheater. In der Pause ein Making-Of-„Spuren“-Spezial.

Bregenz: „Die Zauberflöte“. 17. Juli 2013. Der ORF überträgt ebenfalls.