Brave Abschiedsgesänge, aber die musikalische DNA passt
Von Peter Jarolin
Die Wiener Philharmoniker, Dirigent Christian Thielemann und der Komponist Anton Bruckner – das ist eine Kombination, über die sich Musikfreunde wirklich freuen dürfen. Seit dem Jahr 2019 spielt das Elite-Orchester mit Thielemann in einem großen Zyklus alle neun Symphonien (inklusive der sogenannten „Nullten“) für Tonträger ein. Manche Aufführungen mussten pandemiebedingt ohne Publikum stattfinden; bei anderen Aufnahmen kannte der Jubel jedoch kaum Grenzen.
Ähnliches gilt auch für Bruckners sechste Symphonie (A-Dur), die am Wochenende (Reprise: heute, Montag) regulär im Rahmen der philharmonischen Abonnementkonzerte zu hören war.
Stetiges Auf und Ab
Und da agierte ein Orchester, zu dessen künstlerischer DNA Bruckner gehört. So selbstverständlich, so nuanciert, so reich an melodischen Klangfarben hört man dieses im Bruckner-Kosmos etwas unspektakuläre, weil mäßig dramatische Werk selten. Aber Christian Thielemann kostete auch hier alles aus. Die von Bruckner herrlich gesetzten Pausen, die teils abrupten Übergänge, das stetige Auf- und Abbauen der Melodien – bei den gewohnt exzellenten Philharmonikern und diesem Dirigenten blieb kein gestalterischer Wunsch offen.
Zuvor Richard Strauss: Die Sopranistin Camilla Nylund sang das Lied „Malven“ in der Orchesterfassung von Wolfgang Rihm sowie die „Vier letzten Lieder“. Vokal gut, aber etwas zu brav, an der Wortdeutlichkeit könnte sie arbeiten.