Kultur

Bob Seeger: Der unbekannteste Weltstar feiert Geburtstag

Er wird gerne verwechselt. Etwa mit dem Protestsänger Pete Seeger (der hatte aber ein „e“ mehr).
Manchmal sogar mit dem langjährigen ORF-Sportkommentator Robert „Bob“ Seeger (der hat ein „e“ und jede Menge Norwegerpullover mehr).

Sehr selten hingegen mit dem kanadischen Skirennläufer Brodie Seger (der wurde 2019 16. auf der Streif).
Er ist der Sänger, bei dessen Liedern man sagt: Das ist gut, von wem ist das?

„Against The Wind“ zum Beispiel ist von ihm (unvergesslich gemacht durch den Film „Forrest Gump“, wo es Forrest beim Laufen durch die USA begleitet).

„Old Time Rock ’n’ Roll“ ist von ihm. „Still The Same“ ist von ihm. „Hollywood Nights“ ist von ihm. „Like A Rock“ und „Fire Lake“ auch.

Auch „We’ve Got Tonight“ hat er geschrieben. Zum Hit wurde der Song in der Version von Kenny Rogers und Sheena Easton.

Aber zumindest in Europa könnte Bob Seger jederzeit durch die Straßen spazieren, ohne Gefahr zu laufen, von kreischenden Fans behelligt zu werden. Und in den USA gilt er als Inbegriff des „Normalen“, des netten Kerls von Gegenüber, dem man weder zutraut, eine Schandtat zu begehen, noch ein Rockstar zu sein.

Bob Seger ist der unbekannteste Weltstar der Welt.

Diese Woche (6. Mai) feiert der großartige Sänger und Songwriter im wohlverdienten Ruhestand seinen 75. Geburtstag.

Detroit

Robert Clark Seger kam 1945 in einer der amerikanischen Musikhauptstädte zur Welt: in Detroit. Den typischen Sound dieser Industriestadt prägte er später entscheidend mit: Hart groovender Rock, unterlegt mit viel Soul und ein wenig Funk. Detroit ist eine mehrheitlich schwarze Stadt, ihre Musik klingt spannenderweise immer mehrfarbig. DAS Soul-Label Motown ist hier zuhause, aber auch Alice Cooper stammt aus DetroitIggy Pop und KISS wurden hier berühmt. Und der bekannteste weiße Rapper kommt ebenfalls aus Detroit: Eminem.

Bob Seger hatte eine schwere Kindheit. Sein Vater war ein Trinker, der seine Frau verließ, als Bob zehn Jahre alt war. Danach lebte die Familie in einer Einzimmerwohnung. Aber Bob Segers Vater war Musiker, der mehrere Instrumente spielte und seinen Sohn mit der Liebe zum Musikhandwerk infizierte.

Mit 16 schrieb er seinen ersten Song. Ende der Sechziger-Jahre war er in Detroit bereits weltberühmt (allerdings nur dort), hatte Hits im lokalen Radio, spielte in ausverkauften Clubs. Ab dem Album „Ramblin’ Gamblin’ Man“ (1969) kannte ihn Amerika, und ihn Detroit übertraf er die Beatles in den Plattengeschäften.

Der große Durchbruch kam 1976 mit dem Album „Night Moves“. Ab diesem Zeitpunkt trat er unter dem Bandnamen „Bob Seger & The Silver Bullet Band“ auf, den er erst in den Neunziger-Jahren wieder aufgab.

Im Laufe der Jahre wurde Segers Rocksound immer glatter, oft wurde ihm vorgeworfen, sich zu billig verkauft zu haben. Er selbst kommentierte das so: „Rock schränkt mich zu sehr ein, ich habe zehn Mal so viele Freiheiten beim Schreiben von Balladen.“

Kleiner Mann

Segers Songs erzählen ihre Geschichten meist aus der Perspektive des „kleinen Mannes“, des hart schuftenden amerikanischen Arbeiters, sie erzählen von Sehnsüchten und zerbrochenen Träumen, vom Aufbegehren und vom Ausbrechen. Mit diesen Stücken war er Wegbereiter von Tom Petty, John Mellencamp und Jackson Browne, vor allem aber von Bruce Springsteen.

20 Alben hat er aufgenommen (das letzte davon, „I Knew You When“ kam 2017 heraus und war nur noch ein Achtungserfolg), zehn erreichten in den USA Platinstatus, 50 Millionen Tonträger hat er verkauft. Vor allem aber war er immer ein blendend aufgelegter Performer, seine besten und erfolgreichsten Platten sind Live-Alben: „Live Bullet“ und „Nine Tonight“ (die sollte man als Rockfan haben).

2019 war er noch einmal auf großer USA-Tournee, danach hatte der gesundheitlich angeschlagene Künstler genug vom Showgeschäft.