"Black Panther": Kugelsicheres Katzenkostüm
Von Alexandra Seibel
Superhelden sehen anders aus. Meist sind sie weiß und männlich. "Superwoman" war die erste weibliche Solo-Ausnahme im Reich der DC Comics, nun liefert die Konkurrenz bei Marvel mit "Black Panther" den ersten schwarzen Superhelden. Dabei ist von Marvels anderen Avengers weit und breit keine Spur: Nur ein Verweis auf ein Ereignis in "Captain American: Civil War" und ein Bösewicht, der bereits in "Avengers: Age of Ultron" auftauchte, knüpfen zarte Bande zum restlichen Marvel-Universum. Ansonsten bildet "Black Panther" eine erfrischend eigenständige Welt für sich – in scharfem Kontrast zur üblichen Superhelden-Grauton-Tristesse.
So viele Farben hat man schon lange nicht mehr gesehen in der Comic-Welt: Zwischen Afro-Futurismus und Dritte-Welt-Folklore leuchtet ein mythisch buntes Reich namens Wakanda im Herzen Afrikas. Ähnlich der Schweiz, ist es Wakanda gelungen, sich im Gegensatz zu seinen Nachbarn reich und friedvoll zu erhalten – vor allem Dank eines geheimen, kraftspendenden Metalls.
Regisseur Ryan Coogler versammelte ein Black-All-Star-Ensemble um sich und stellt von Anfang an akut politische Fragen: Sollen die Bewohner Wakandas ihren Reichtum nur für sich selbst absichern? Oder sollen sie ihn mit anderen teilen und Flüchtlinge herein lassen?
Mit diesen Entscheidungen quält sich vor allem T’Challa, der Sohn des verstorbenen Königs, herum und zieht damit den ersten Akt seiner Heldenwerdung übermäßig in pathosschwere Länge. T’Challa soll die Herrschaft übernehmen und seine Linie festlegen. Zudem ist er mit übermenschlichen Kräften gesegnet, sobald er sein "kugelsicheres Katzenkostüm" anlegt – wie ein CIA-Agent bissig anmerkt.
James Bond
Immer wieder nimmt Coogler freudig Anleihen bei James Bond, begeistert sich an tollen Gadgets wie lautlosen Schuhen und scheucht seine Kämpfer actionlastig durch südkoreanische Casinos. Darüber vergisst er manchmal, dass er es eigentlich mit Superhelden zu tun hat. Zweikämpfe werden mit nackter Brust als Wrestling-Turniere ausgetragen – sexy, aber nicht immer zum Vorteil von Black Panther.
Überhaupt bleibt Chadwick Boseman als Titelheld zwar einfühlsam zerrissen, dabei aber so bierernst, dass es an Langeweile grenzt. Im Vergleich zu ihm hat sein weißer Widersacher Ulysses Klaue – "Planet der Affen"-Darsteller Andy Serkis – die Gaudi seines Leben und feuert aus seiner Armprothese.
Weiße ("Hallo, Kolonisator!") spielen insgesamt kaum eine Rolle im afrozentrischen Comic-Universum. Es ist ein innerfamiliärer Konflikt, der ausgefochten wird und an die Auseinandersetzungen zwischen Martin Luther King und Malcolm X erinnert: Wie lässt sich die Welt verändern? Mit Diplomatie oder mit Gewalt?
Vor allem der angriffige Michael P. Jordan, ein Stammschauspieler von Coogler, ist in seiner Rolle als Killmonger Black Panthers größter Gegner. Nicht nur, weil er die Gewalt sucht, sondern vor allem, weil er vielleicht den charismatischeren Superhelden abgegeben hätte.
Black Panther. USA 2018. 134 Min. Von Ryan Coogler. Mit Chadwick Boseman, Michael B. Jordan.
"Sie sehen zwar aus wie wir, doch sie sind anders: Sie sind die Superreichen, sie sind Gazillionäre: "Du bist ein Getty, das ist deine Bestimmung." Der, der das sagt, ist J. Paul Getty III., Enkel des reichsten Mannes der Welt. Gleich zu Beginn von Ridley Scotts ausfransendem Hochglanz-Thriller wird er in Rom entführt – und ab dann ringt seine Mutter (Michelle Williams) mit ihrem schnorrigen Schwiegervater um das Lösegeld. Zwar könnte der alte Ölmagnat die 17 Millionen Dollar für seinen Enkel locker aus der Handkassa bezahlen; aber hey, er hat 14 Enkel! Was, wenn die dann auch alle entführt werden? Da investiert der Alte schon lieber in ein Ölgemälde: "Dinge sind mir lieber als Menschen."
Bekanntlich hat Scott seine ursprüngliche Getty-Besetzung Kevin Spacey aus dem Film geschnitten, nachdem Vorwürfe von sexuellen Übergriffen erhoben worden waren. Gut möglich, dass schon aufgrund seines hohen Alters der Ersatz Christopher Plummer von vornherein die bessere Wahl gewesen wäre. Sehen wollte ihn in den USA trotzdem keiner, und der Film floppte. Zwar bemüht sich Plummer redlich, seinen alten Geizkragen mit philosophischer Weisheit auszustatten. Doch dass dieser seine Unterhosen im Badezimmer aufhängt und für Gäste ein eigenes Münztelefon bereit hält – dem hat er wenig hinzu zu fügen. Ansonsten kann sich Ridley Scott kaum für eine seiner Figuren so richtig erwärmen und lässt die Thriller-Handlung monoton vor sich hin plätschern. Mark Wahlberg als Ex-CIA-Agent hat wenig zu tun, außer dass er bei Michelle Williams einzieht und den Babysitter ihrer Kinder spielt. Am schlechtesten haben es die Italiener getroffen: Allesamt ein Haufen mafiöser Feiglinge. Da kann der Entführer dem jungen Getty nur einen guten Rat geben: "Raus aus Italien!"
Alles Geld der Welt. USA 2017. 132 Min. Von Ridley Scott. Mit Michelle Williams, Christopher Plummer.