Kultur

Beyonce: "Habe meine Kindheit geopfert"

Ich hatte nicht nur einmal blutige Zehen von den vielen Tanz-Stunden. Und 16-Stunden-Tage waren die Regel." Beyonce Knowles erinnert sich nicht nur mit Freude an die Zeit, als sie als Teenager mit der Band Destiny's Child auf Tour war und in harter Arbeit ihre Karriere aufgebaut hat. "Wir hatten schon einige Hit-Singles gehabt und schliefen trotzdem immer noch in Mehrbettzimmern, stritten uns über Telefone und Wertkarten. Es war schon demütigend. Heute aber weiß ich, wie wichtig es war, dass ich mir meinen Erfolg so mühsam erkämpft habe."

Heute ist die Texanerin noch nicht einmal 30, in der Top-Liga der Entertainerinnen und mit dem vierten Solo-Album "4" am Start. Trotz der jahrelangen Erfahrung ist "4" alles andere als business as usual für die Gattin von Rapper Jay-Z.

Auszeit

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2010 hat sie sich - zum ersten Mal in 15 Karriere-Jahren - nicht nur ein paar Wochen Urlaub gegönnt, sondern ein ganzes Jahr Auszeit genommen. "Das war das beste Jahr meines Lebens", sagt sie. "Ich habe zwar gearbeitet, eine DVD geschnitten und die Songs für ,4' aufgenommen, aber ich habe es zu meinen Bedingungen gemacht. Da war niemand, der mir vorgeschrieben hat, was ich wann zu tun habe."

Beyonce nahm sich Zeit für ihre Familie, genoss es, ihren Neffen von der Schule abzuholen und im eigenen Bett schlafen zu können. Mit dem Fazit: "Es war absolut notwendig, dass ich einmal verdauen konnte, was ich 15 Jahre lang gemacht hatte." Weil sie sich in der Auszeit ausgeglichen und voll Freude gefühlt hatte, sagt Beyonce, wollte sie in die neuen Songs mehr Herz und Seele legen.

"4" lehnt sich daher am 90er-Jahre-Pop von Whitney Houston an, bleibt im Tempo verhalten und erinnert nur selten an den tanzbaren Club-Sound von Hits wie "Crazy In Love" oder "Single Ladies". Aber nicht nur im Sound, auch in ihrer Business-Struktur hat sich Knowles in der Auszeit umorientiert. Sie hat ihren Vater Matthew, der sie von Kindheit an gemanaget hatte, gefeuert, will ihre Karriere jetzt selbst in die Hand nehmen.

Loyal

Die Gerüchte, dass er während der letzten Tour unrechtmäßig Geld von ihren Konten abgezogen habe, bestätigt sie nicht, bleibt bei der Begründung für die Trennung loyal und vage: "Wir hatten auf geschäftlicher Ebene Probleme", sagt sie. "Aber er ist mein Vater, und ich liebe ihn von ganzem Herzen. Ich bin ihm dankbar für alles, was er mir beigebracht und ermöglicht hat."

Die erste Unternehmung ohne ihn: Beyonce wird ab Herbst in dem Clint-Eastwood-Remake von "A Star Is Born" die Hauptrolle übernehmen. Fühlt sie sich selbst zum Star geboren? " Ich war als Kind total schüchtern und introvertiert. Aber als ich mit sieben meinen ersten Auftritt hatte, war das wie verflogen. Auf der Bühne fühlte ich mich stark und sicher, hatte keine Angst mehr. Deshalb begann mein Vater mir meine Karriere aufzubauen. Das ist sicher ein Talent, das angeboren ist und immer in mir steckte.

Aber, argumentiert sie weiter, wenn dieses Talent nicht so früh gefördert worden wäre, wäre nie ein Star aus ihr geworden. "Deshalb denke ich immer, wenn ich dabei bin, etwas zu tun, was meiner Karriere schaden könnte, wie ich damals dafür meine Kindheit geopfert habe".