Berlinale eröffnet: Die skurrile Welt von gestern
Von Alexandra Seibel
Mit Wes Andersons famosem „Grand Budapest Hotel“ eröffnete Donnerstag die 64. Berlinale. Damit sicherte sich Festivalchef Dieter Kosslick nicht nur einen superben Auftaktfilm für seinen Hauptwettbewerb (in der Jury sitzt der Österreicher Christoph Waltz), sondern auch ein beträchtliches Star-Aufgebot für den roten Teppich. Endlich herrschte einmal nicht Eiseskälte, wie sonst üblicherweise auf der Berlinale. Stattdessen konnte die Prominenz entspannt bei milden Temperaturen über den Potsdamer Platz schreiten.
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Auflauf der Stars in Berlin
Stefan Zweig
Anderson baut die für ihn so typischen, wunderbar symmetrischen Bilder oftmals in schreienden Farben. Seine Tableaux sehen aus wie die sorgfältig eingerichteten Räume eines riesigen Puppenhauses – oder eben eines Grandhotels. Darin bewegen sich die Figuren mit der skurrilen Würde erwachsener Kinder oder kindlicher Erwachsener. Je nachdem.
Anderson temperiert seinen fein ziselierten Humor mit Pathos, seine Ironie mit echter Anteilnahme. So witzig ein Ed Norton als Polizist im grauem Nerz auch aussehen mag, die Horden deutscher Nazis hinter seinem Rücken sprechen eine klare Sprache. Und so nonchalant Gustave als wackerer Held einer verlorenen Zeit erzählt wird, so klar wird auch von seinem brutalen Ende berichtet. Monsieur Gustave und seine Welt von gestern schließt der Erzähler am Ende traurig: Diese Welt war bereits verschwunden, bevor Gustave sie noch betreten konnte.
Alle Wettbewerbsfilme der Berlinale
In memoriam Philip Seymour Hoffman und Maximilian Schell zeigt die 64. Berlinale die Filme "Capote" (11. Februar) und "Meine Schwester Maria" (9. Februar) in Sondervorführungen.
Hoffman, der vor vier Tagen tot in seiner Wohnung gefunden wurde, war 2006 als Truman Capote im Wettbewerb der Berlinale zu sehen und hatte danach auch den Oscar als bester Hauptdarsteller für den Film gewonnen. Mit der filmischen Hommage werde Hoffman "da sein, unter uns", hatte Schamus im Vorfeld der Festival-Eröffnung gesagt.
Schell, der einen Tag vor Hoffman verstarb, erhielt 1962 für seine Rolle in "Das Urteil von Nürnberg" einen Oscar und war 1998 in "Left Luggage" im Berlinale-Wettbewerb zu sehen. In seinem Filmporträt "Meine Schwester Maria" reflektiert er die Beziehung zu seiner Schwester.