Berlinale-Blog: Viel Geld, wenig Sinn
Filmfreunde sind um einiges höflicher als Opernliebhaber. Nach einer Premiere gibt es zumeist, während der Abspann zu laufen beginnt, Applaus in den unterschiedlichsten Heftigkeitsstufen. Missfallenskundgebungen sind selten - die werden erst dann im Foyer artikuliert, weil ja auch die Filmbranche nicht immer die ehrlichste ist.
Bei der Premiere von "Henri 4" jedoch gab es nicht nur viele Buhrufe, sondern auch einige Besucher, die Türen knallend den Saal verließen, noch ehe Regisseur Jo Baier die Bühne betreten hatte. "Scheiß-Film", brüllte einer, und einige applaudierten.
Jo Baier, der unter anderem die "Schwabenkinder" verfilmt hatte, nimmt sich diesmal, basierend auf zwei Romanbiografien von Heinrich Mann der Geschichte des Humanisten Heinrich von Navarra an, der als französischer König die Hugenotten mit den Katholiken versöhnen wollte.
Der Film ist aufwändig produziert, kann sich aber nicht entscheiden, ob er ernsthaft oder ironisch, historisch oder zeitgemäß sein will. Manches erinnert an übelsten Monty-Python-Abklatsch, anderes ist langatmig und oberflächlich. Auch die Sprache der Protagonisten ist weder authentisch, noch raffiniert modernisiert.
Neben Julien Boisselier als Henri 4, Joachim Król und Ulrich Noethen spielen auch zahlreiche Österreicher mit: Karl Markovics als kämpfender Hugenotte, Johannes Silberschneider als Arzt, Paulus Manker als Abgesandter des Papstes - auch sie sind von der Regie im Stich gelassen.
Schade um diese Chance: Mit diesem Budget hätte man drei andere große Filme machen können.
Ich bin jedenfalls sofort nach dieser Galapremiere im Friedrichstadtpalast zum Potsdamer Platz gefahren, um mir noch den zweiten Teil des Filmes "Blutsfreundschaft" von Peter Kern anzuschauen - in Wien ist der Film ja schon gelaufen.
Der österreichische Regisseur, der anschließend in der Victoria Bar Geburtstag feierte, beweist einmal mehr, dass auch beim Filmemachen Klugheit wichtiger ist als große finanzielle Mittel.
PS: Es hat aufgehört zu schneien.
14. Februar
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Gert Korentschnig, Stellvertretender Chefredakteur des KURIER und Ressortleiter Kultur und Medien, blickt Tag für Tag hinter die Kulissen der Berlinale.