Kultur

Beethoven und mehr: Was in den Museen ab Montag zu sehen ist

Höhenflüge in der bildenden Kunst um 1900: Kein Komponist wurde so häufig dargestellt, keiner war als Sujet so beliebt wie Beethoven.

„Beethoven bewegt“, hieß es zuletzt im Kunsthistorischen, nur noch via digitaler Führung online zu besuchen (beethovenbewegt.at).

Beethoven inspiriert, und wie! Die Ausstellung im Leopold Museum zeigt „schlaglichtartig, wie Beethoven in der bildenden Kunst der Jahrhundertwende zur Inspirationsquelle und zum vielgestaltigen Bezugspunkt einer um Erneuerung und Anerkennung ringenden Wiener Moderne wurde“, erklärt Museumsdirektor Hans-Peter Wipplinger anlässlich der Öffnung - denn mit Montag sperren die österreichischen Museen wieder auf.

Albertina

„Schwarz Weiß & Grau“ (bis 21. 2.), die Sammlung Jablonka (bis 11. 4.) und – neu – ab

12. 2.: „Faces. Die Macht des Gesichts“

KHM-Museumsverband

Im Weltmuseum: „Azteken“ (bis 13. 4.); und in der Wagenburg: „Coronas Ahnen. Masken und Seuchen am Wiener Hof 1500 -1918“

mumok im Museumsquartier

Neben Ausstellungen von Hugo Canoilas, Ingeborg Strobl und Friedrich Kiesler ist der unbekannte Andy Warhol noch bis 30. 5. zu entdecken

MAK

Neben „Sheila Hicks. Garn, Bäume, Fluss“, „Adolf Loos. Privathäuser“, „Frech und frei! Die Invasion verborgener Objekte“ und „100 beste Plakate“ zeigt das Museum für angewandte Kunst am Stubenring zwei neue Ausstellungen: „Zeichensprache“ und „Andreas Duscha. Sky Glow“

Oberes Belvedere

Am Programm: der böhmische Maler Johann Jakob Hartmann (bis 29. 8.) und seine Werkserie zu den vier Elementen Feuer, Wasser, Erde und Luft

Dommuseum

„Fragile Schöpfung“ (ab Mittwoch) zur künstlerischen Auseinandersetzung mit der komplexen Beziehung zwischen Mensch und Umwelt

Wien Museum

Ab morgen, Dienstag, ist auch die aktuelle Schau zu „Bambi“-Autor Felix Salten im MUSA (1. Felderstraße 6-8) wieder geöffnet

Haus der Geschichte Österreich

Im Haus der Geschichte Österreich (hdgö) in der Neuen Burg: Im Mittelpunkt der Ausstellung „Verfolgen und Aufklären“ stehen 20 Pioniere der Holocaustforschung – unter ihnen auch Simon Wiesenthal

Secessionskünstler

Im Mittelpunkt steht dabei der fast in Vergessenheit geratene Wiener Maler, Grafiker und Designer Josef Maria Auchentaller (1865-1949).

Der bedeutende Mitgestalter der Kunstszene in Wien um 1900 hat u. a. Plakate für den Chemiefabrikanten Johannes Zacherl und sein weltweit vertriebenes Mottenpulver „Zacherlin“ entworfen und das Cafe Lebmann eingerichtet. Das war im Alt-Wien Teil des berühmten Hotels Meissl & Schadn (Kärntner Straße 16 /Neuer Markt 2), laut einem Zeitgenossen ein Ort „der vornehmen Bürgerlichkeit, die niemanden sehen und auch nicht gesehen werden will“.

Raum- und Klangerlebnis

Beethovens 6. Symphonie, die „Pastorale“, visualisierte Auchentaller in seinem 1898/’99 für seinen Schwiegervater, den Schmuckfabrikanten Georg Adam Scheid, geschaffenen Musikzimmer – und ordnete den fünf Sätzen des Musikstückes im 2,5 x 9 Meter großen Ensemble je ein eigenes Gemälde zu.

Ursprünglich für Scheids Villa im Währinger Cottage in der Gregor Mendel Strasse 25 (heute Residenz der südkoreanischen Botschaft) gestaltet und erstmals als „Raumerlebnis“ für die Schau im Leopold Museum rekonstruiert, wurde dieses „einzigartige Gesamtkunstwerk des Jugendstils“, so Kurator Dominik Papst, mit dem Umzug der Familie Scheid bereits 1906 wieder abgebaut. Und der Zusammenhang zur „Pastorale“ geriet über die Jahrzehnte in Vergessenheit.

Den Geniekult rund um den Wiener-Klassik-Komponisten par excellence zelebrierte die von Josef Hoffmann 1902 ausgerichtete XIV. Ausstellung im Secessionsgebäude, die sich im Leopold Museum im Modell ebenso nachempfinden lässt wie durch die Fotos von Moritz Nähr.

An der sogenannten Beethovenausstellung beteiligten sich 21 Künstler. Im Zentrum stand seinerzeit Max Klingers in 17 Jahren Arbeit angefertigte monumentale Beethoven-Skulptur, die heute im Leipziger Museum der bildenden Künste beheimatet ist.

Und die Arbeiter Zeitung schrieb: „Es gibt keine Ausstellung der Sezession, es gibt nur einen Beethoven-Tempel.“

Caspar von Zumbuschs Reduktion (1877) für das Wiener Beethovendenkmal wie auch die Statuette (um 1909) des Mitbegründers der Münchner Secession, Franz von Stuck, sind im Museums-quartier vertreten. Aber kaum bekannt sein dürfte, dass gegenüber Klimts Beethovenfries Auchentallers heute verlorenes Wandbild „Freude, schöner Götterfunken“ hing.

Oder wie es Egyd Gstättner im Künstlerroman „Geisterschiff“ salopp formulierte: „Links ein Klimt Gustl, rechts ein Auchentaller Pepi.“

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Papst: „Während Klimt Beethovens Motive allegorisch aufgreift, übernahm Auchentaller fast wortgetreu die zweite Strophe der ,Ode an die Freude’. Aber in der Größe und Farbigkeit waren sie aufeinander abgestimmt.“

Gezeigt werden – neben Carl Molls Holzschnitten von Beethovens Häusern – in Erinnerung an die Secessionsschau auch Alfred Rollers Plakat dazu, eine Reproduktion von Josef Hoffmanns Supraportenrelief und ein Kupferrelief von Friedrich König: „Gefesselter Prometheus“.

Aber es geht ja „nicht darum, ob und wie Beethoven als Musiker dargestellt ist, sondern darum, wie ihn der Künstler sah“, so Richard Strauss in der Neuen Freien Presse. „Ich frage bei jedem Denkmal wie bei jedem Kunstwerk nach dem Künstler, nicht nach dem Stoff. Der Stoff ist hier Beethoven.“ Aber bedeutungsvoll werde das Werk erst durch den Geist des Künstlers, der daraus spricht.