Kultur

"Béatrice et Bénédict" als Screwball-Comedy

Mehr kann man für dieses Werk einfach nicht tun. Alles, wirklich alles hat das Theater an der Wien aufgeboten und großteils richtig gemacht, um Hector Berlioz„Béatrice et Bénédict“ der Vergessenheit zu entreißen. Denn die 1862 in Baden-Baden uraufgeführte Oper (nach Shakespeares „Much ado about nothing“) steht nicht ganz zu Unrecht nur selten auf den Spielplänen der internationalen Opernhäuser.

Das liegt einerseits an den quälend langen (im Theater an der Wien dankenswerterweise radikal gekürzten) Dialogen. Anderseits auch an der fehlenden Zugkraft der Musik. Denn Berlioz hatte wunderschöne melodische Einfälle, seine Musik ist zart, delikat und auch anspruchsvoll – echte „Hits“ aber sucht man meistens vergebens.

Szenenbilder

Alle Inhalte anzeigen

Geschlechterkampf

Dabei hat die Geschichte rund um die zickige Béatrice und den nicht minder störrischen Bénédict, die nach unzähligen Wortgefechten doch in Liebe zueinanderfinden, viel Potenzial. Dieses weiß Regisseur Kasper Holten auch perfekt zu nützen. Es Devlin hat dafür eine Drehbühne mit einer heb- und senkbaren „Demarkationslinie der Geschlechter“ ersonnen. Dazu gibt es kluge Video-Projektionen (Finn Ross), zeitlos-schöne Kostüme (Moritz Junge), eine ausgefeilte Lichtregie (Bruno Poet) und jede Menge starker, witziger Regie-Einfälle. Holten setzt auf leichte Screwball-Comedy.

Und er hat mit der darstellerisch unfassbar präsenten Malena Ernman (gesanglich hat ihr Berlioz nicht allzu viel Dankbares zugedacht) eine tolle Béatrice zur Verfügung und mit dem Tenor Bernard Richter einen nicht minder gut singenden, vokal sehr agilen Bénédict. Beiden sieht und hört man gerne zu.

Dazu kommt die (nach leichten Anfangsschwierigkeiten) tadellose Christiane Karg in der wesentlichen Partie der Héro sowie der Bariton Nikolay Borchev als vor allem aus monetären Gründen geliebter Claudio. Martin Snell, Thomas Engel und Ann-Beth Solvang füllen die kleineren Rollen meist sicher aus; als von der Regie köstlich karikierter Pseudo-Künstler hat Miklós Sebestyén einen recht launigen Auftritt. So kann sich irgendwo zwischen Sauna, Tennisplatz und Kirche der genüsslich mit Klischees spielende Dauerstreit Mann gegen Frau voll entfalten.

Auch dank des gewohnt starken Arnold Schoenberg Chores und des ORF Radio-Symphonieorchesters Wien unter der etwas sehr betulich-lahmen Leitung von Leo Hussain. Da ist musikalisch noch Luft nach oben. Das Premierenpublikum spendete dem Opern-Wiederbelebungsversuch kurzen, aber freundlichen Applaus.

KURIER-Wertung: **** von *****