Kultur

"Batman v Superman": Superhelden des Schreckens

Noch nie kam es im Live-Action-Film zu einer Begegnung zwischen "Batman" und "Superman". Zwar stammen beide Superhelden aus dem Hause der DC Comics – dem großen Konkurrenten von Marvel. Doch bislang existierten sie in verschiedenen Welten. Aber seit "Batman v Superman: Dawn of Justice" – ab Freitag im Kino – ist alles anders: Das verdanken wir Zack Snyder, dem Vollstrecker der großen Superhelden-Fusion.

Schon mit seinem Reboot "Man of Steel" gebar Snyder mit Henry Cavill seinen neuen Superman im digitalen Stahlgewitter. Denn Snyder ist ein No-Nonsense-Regisseur. Popcorn-Fun? Nein, danke.

Dann schon lieber wagnerianische Wucht, große Oper, christlicher Mythos und fetischisierter Militarismus. Wo Zack Snyder politisch steht, ist – gelinde gesagt – dubios. Traumatisierte Männer lecken die Wunden ihrer Vergangenheit in ziellosen Action-Spektakeln – untermalt von Hans Zimmers Symphonie-Bombast, der jedes Gefühl mit wuchtigem Trommel-Tam-Tam erschlägt.

Man muss nicht "Deadpool" lieben, um "Batman v Superman" zu hassen. Ryan Reynolds als Marvel-Comic-Antiheld "Deadpool" war selbst-ironisch, vulgär und menschenverachtend. Er wurde von den Kritik mit Lobeshymnen überhäuft und lieferte mit 340 Millionen US-Dollar weltweit umwerfende Einspielergebnisse.

Selbstironie ist jedoch ein Wort, das Zack Snyder nicht buchstabieren kann. Das wäre nicht unbedingt ein Problem, doch Snyders Antwort auf Genre-Distanz lautet: Tödliche Ernsthaftigkeit, grenzenloses Pathos, muskelverliebte Maskulinität und überspannte christliche Heilsikonographie. Wenn Superman verwundet am Boden liegt, dann muss man mindestens an den Tod von Jesus Christus erinnert werden – darunter geht gar nichts.

Nun lastet nicht nur die stählerne Regie-Faust von Snyder im Nacken von "Batman v Superman": Darüber hinaus muss die 250-Millionen-Dollar-Produktion auch noch die Zündung für zehn weitere von Snyder und Co. geplante und teilweise bereits gedrehte Superhelden-Verfilmungen garantieren (siehe Kasten). Denn nicht nur trifft "Batman" erstmals auf "Superman": In weiterer Folge soll ein ganzer Reigen an "Spin-Offs" und "Stand-Alones " aus den DC Comics die Kassen zum Klingeln bringen – als gigantisches "Snyderverse", so zu sagen.

Wonder Woman

Mit "Wonder Woman", zum Beispiel. Das israelische Super-Model Gal Gadot als "Wonder Woman" wird zu Beginn von "Batman v Superman" rückenfrei eingeführt und dann weitgehend vergessen. Erst gegen Ende erscheint sie effektvoll als "Wonder Woman" und greift Batman und Superman hilfreich unter die Arme. Ein "Stand-Alone" von "Wonder Woman" kommt 2017 in die Kinos – und so gesehen fungiert "Batman v Superman" praktisch als überlange Pilotsendung als Grundstein für eine lange Serie.

Vielleicht deswegen findet Snyder keinen schlüssigen Erzählrhythmus. Allein, um die feindliche Begegnung zwischen Superman und Batman zu motivieren, mäandert er gefühlte Ewigkeiten zwischen Schauplätzen seiner jetzigen (und zukünftigen) Handlungen. Für Nicht-Hardcore-Comic-Fans schwer verwirrend. Dazu muss er Superman bei den Menschen in Verruf bringen ("Das Ende unserer Liebesaffäre mit dem Mann im Himmel?"); und Batman zu der Einsicht bringen, dass er Superman zwecks Errettung der Welt ausschalten muss.

Henry Cavill als Mann aus Stahl zeigt die meiste Zeit seine freundlich-aufgeräumte Heilsbringer-Miene; nur manchmal wird er richtig sauer und beginnt, rot zu sehen. Ben Affleck als fliegende Fledermaus zeigt wenig Rührung im Unterkiefer, trainiert aber seinen Muskelkörper mit Ketten und Autoreifen. Und Jesse Eisenberg als Psychopath und Weltenzerstörer Lex Luthor ist weniger unterhaltsam als man sich vom Trailer erhoffen durfte.

Am Ende lässt Snyder seine Action-Orgie im ohrenbetäubende Gedöns der letzten dreiviertel Stunde ertrinken. Aber kein Zweifel: Das war erst der Anfang.