Aus der Tiefe des Raums: Iffland-Ring an Jens Harzer
Von Thomas Trenkler
Sie wünschte, sagte Karin Bergmann, die Überreichung des Iffland-Rings läge in weiter Ferne. Denn dann wäre Bruno Ganz noch am Leben.
Doch der große Schauspieler starb am 16. Februar. Und er bestimmte, dass der Ring, der ihm von Josef Meinrad zugedacht worden war, an Jens Harzer übergeben wird. Als wohl letzter Höhepunkt der Ära Bergmann fand am Sonntagvormittag in der Burg die Überreichung statt.
Gemeinsam sei Ganz und Harzer, sagte die scheidende Direktorin, die Aura der Unverwechselbarkeit. Und Peter Handke zeigte sich zu Beginn seiner Rede erstaunt, wie ähnlich sich die beiden seien – oder doch nicht. Denn unmittelbar zuvor war ein Szenenreigen projiziert worden: Harzer als Amphitryon (1999), als Tod im „Jedermann“ (2004), als Handkes „Ich“ (2011), als Achilles (2018) etc. Und man sah auch einen Ausschnitt aus „Ithaka“ von Botho Strauß aus 1996 – mit Ganz als Odysseus und Harzer als Telemach. Regisseur Dieter Dorn hatte den Schauspieler, geboren 1972, erst drei Jahre zuvor an die von ihm geleiteten Münchner Kammerspiele geholt.
Geheimnis des Spiels
Peter Handke redete klug über die Kunst des Schauspielers, er ergänzte die Faktoren Verstand und Gefühl um das Geheimnis des Spiels, er verwendete das Wort „begnadet“ – und er zitierte einen Satz aus der Fußball-Berichterstattung: „Günter Netzer kam aus der Tiefe des Raumes.“ Dieser würde auch für Jens Harzer gelten.
Johan Simons ergänzte mit Beobachtungen aus der Sicht des von Harzer herausgeforderten Regisseurs. Der unvergleichliche Schauspieler, der mehrfach bei den Salzburger Festspielen auftrat und seit 2009 Ensemblemitglied des Thalia Theaters Hamburg ist, beeindrucke durch seine Präsenz – selbst wenn er nur in der Ecke sitzt.
Und dann erhielt Harzer aus der Hand von Alexander Schallenberg den Ring. Die Übergabe war dessen erster öffentlicher Auftritt als Kulturminister – unter den Augen der Vorgänger Josef Ostermayer (SPÖ) und Gernot Blümel (ÖVP) im Publikum.
Jens Harzer, der drei Monate Zeit hat, um den nächsten Träger zu bestimmen, verlor keine Worte. Er dankte, indem er das tat, was er neben dem Spielen wohl am besten kann: Er las. Er las eine berührende Erzählung von Peter Johann Hebel über den Tod und ein unverhofftes Wiedersehen. Standing Ovations.