Kultur

Architekturbiennale Venedig startet

Was ist bei der Suche nach dem "Common Ground" herausgekommen? Das Motto der ab Mittwoch geöffneten Architekturschau steht in Venedig überall auf Brücken, Schildern und Sackerln geschrieben.

Ökologisches und Sozial- und Konsumkritisches findet sich unter den Projekten, die die 55 teilnehmenden Nationen bis 25. 11. traditionell in den Giardini der Biennale und im Arsenale zur Debatte stellen.

"Im Mittelpunkt steht, was wir alle gemein haben", sagte Stararchitekt und Biennale-Direktor David Chipperfield. Er will nicht Stars oder Außergewöhnliches ins Spotlight stellen, sondern "die Kultur der Architektur feiern". Knapp 120 Architekten, Künstler, Kritiker und Fotografen stellen 69 Projekte und Installationen vor – und suchen dabei ihren "gemeinsamen Grund".

Deutschland thematisiert in einer Bilderlandschaft "Architektur als Ressource". Israel bringt in "aircraftcarrier" Unmut über den Einfluss der USA auf die Kultur und Architektur Israels seit 1973 zum Ausdruck. Der niederländische Pavillon verändert im Fünf-Minuten-Takt permanent sein Gesicht. "Re-Set Inside Outside" ist ein Spiel mit Raum und Zeit im 58 Jahre alten Rietveld-Bau.

Auch Österreich zeigt nicht vordergründig Baukunst, sondern Körper: "Hands have no tears to flow. Reports from / without architecture". Kommissär Arno Ritter und Architekt Wolfgang Tschapeller bespielen den Hoffmann-Pavillon im hinteren Eck der Giardini mit realen menschlichen Figuren, ihren Avataren und einer spiegelnden Haut.

"Soziale Physik"

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Mit Projektion und Spiegelung wird das Verhältnis von Körper und Raum untersucht. "Die Installation verschiebt die Wahrnehmung von Gebäuden und konzentriert sich auf jene, die darin wohnen", so Ritter. "Statt Gebäuden sind Figuren zu sehen, genauer digitale Figuren oder digital animierte Körperoberflächen – eine soziale Physik." Fragen stellen sich im Figurentheater: Wie wird sich die Architektur und der Umgang mit unseren Körpern in Zukunft verändern?

Muss man die Architektur körperhafter wie einen "lebenden" Organismus denken? Oder wird der Körper zunehmend architektonisch wie technisch behandelt und damit die Raumproduktion eine andere Bedeutung bekommen? Statt eine klassische Architekturschau mit Fotos, Plänen und Modellen zu präsentieren, setzt man auf Irritation, auf etwas "Unverwechselbares an der Schnittstelle von Architektur, Kunst und Grafikdesign. Entweder verlassen die Leute fluchtartig den Pavillon, weil sie damit nichts anfangen können, oder aber sie bleiben", so Ritter, und bekommen ein Gefühl dafür, "wie sie selbst ein Bestandteil dieser neuen Architektur der Zukunft werden können".



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