"American Hustle" räumt drei Golden Globes ab
Von Karl Oberascher
Wir bringen die Show in drei Stunden durch - oder wie Martin Scorsese es nennen würde: Akt eins." Gewohnt pointiert eröffneten Tina Fey und Amy Poehler die Verleihung der Golden Globes, die in der Nacht auf Montag zum 71. Mal vergeben wurden.
Ein ambitionierter Zeitplan, werden die Golden Globes anders als die Oscars doch meist doppelt verliehen: Prämiert werden Filme in den Kategorien "Drama" und "Komödie/Musical". Deshalb gab es bei den von der "Hollywood Foreign Press Association" vergebenen Filmpreisen auch gleich zwei Sieger:
Das auf wahren Begebenheiten beruhende Sklavendrama "12 Years A Slave" wurde als "Bester Film" in der Kategorie Drama ausgezeichnet. Der Film war mit sieben Nominierungen ins Rennen um die begehrten Film- und Fernsehpreise gegangen. Regisseur Steve McQueen konnte am Ende aber nur die eine - wichtigste - Trophäe des Abends mit nach Hause nehmen. Insgesamt wurden 25 "Weltkugeln" vergeben. Der deutsche Anwärter Daniel Brühl ging als Niki Lauda leer aus.
Drei Weltkugeln für "American Hustle"
Besser erging es da "American Hustle". Die Kriminalgroteske über Trickbetrüger und korrupte Politiker war ebenfalls für sieben Preise nominiert - wurde aber mit insgesamt drei Golden Globes zum Abräumer des Abends. Neben der Trophäe für die beste Komödie, wurden Amy Adams als beste Schauspielerin und Jennifer Lawrence als beste Nebendarstellerin ausgezeichnet.
Eine Überraschung gab es in der Kategorie "Bester Hauptdarsteller in einem Drama". Matthew McConaughey setzte sich gegen starke Konkurrenten (u.a. Tom Hanks) durch. Für seine Rolle in "Dallas Buyers Club" hatte er mehr als 20 Kilo abgenommen. Der Film basiert auf dem Leben von Ron Woodroof, der Medikamente nach Texas schmuggelte, um seine Aids-Erkrankung behandeln zu können. Beste Hauptdarstellerin in einem Drama wurde Cate Blanchett. Sie war für ihre Rolle in Woody Allens "Blue Jasmine" nominiert.
Die Gewinner und Eindrücke von der Gala
Die erste Gewinnerin des Abends war Hollywood-Liebling Jennifer Lawrence. Der knappe Kommentar einer sichtlich nervösen Lawrence: "Ihr müsst aufhören, mir solche Preise zu verleihen. Es ist schrecklich, ich zittere am ganzen Körper."
Als beste Hauptdarstellerin in einer Komödie triumphierte Filmkollegin Amy Adams. Lediglich David O. Russell ging leer aus. Er war sowohl als bester Regisseur, als auch in der Kategorie "bestes Drehbuch" nominiert.
Als bester Regisseur wurde hingegen der mexikanische Regisseur Alfonso Cuaron ausgezeichnet. Mit "Gravity" schuf er einen der meist-beachteten Filme des Jahres. Das visuell bahnbrechende 3D-Weltraumdrama mit Sandra Bullock und George Clooney kann so weiterhin zum Kreis der Oscarfavoriten gezählt werden.
Kein Glück für Daniel Brühl
Als Christoph Waltz dann die Kategorie des besten Nebendarstellers in einem Kinofilm präsentierte, hatte man dann kurz hoffen dürfen. Würde die Hollywood Foreign Press Association, die den Preis seit 1944 vergibt, Waltz tatsächlich seinen deutschsprachigen Kollegen Daniel Brühl ankündigen lassen? Leider nein.
Brühl, der für seine Rolle des Niki Lauda in "Rush" als einzige semi-heimische Hoffnung ins Trophäen-Rennen gestartet war, ging leer aus. Stattdessen gewann Jared Leto für seine Rolle als aidskranker Transsexueller in dem Drama "Dallas Buyers Club".
Lauda zog seine Kappe
Als bester Darsteller in einer Komödie wurde Leonardo DiCaprio für seine Rolle in "The Wolf of Wall Street" ausgezeichnet. Es war sein zweiter Golden Globe bei der bereits neunten Nominierung des 39-Jährigen. In seiner Rede dankte er vor allem Regisseur Martin Scorsese: "Du hast jeden in diesem Raum inspiriert. Du bist mein Mentor." Der Börsenmakler-Film ist nach "Gangs of New York", "Aviator", "Departed - Unter Feinden" und "Shutter Island" bereits die fünfte Zusammenarbeit der beiden.
Letzte Ehren für "Breaking Bad"
Als beste Dramaserie wurde "Breaking Bad" ausgezeichnet. Dazu wurde Bryan Cranston, bestens bekannt durch seine Rolle als krebskranker Chemielehrer Walter White, zum Abschluss der Erfolgsserie mit seinem erstem Golden Globe in der Kategorie "Bester Hauptdarsteller in einer Dramaserie" belohnt. Es war bereits seine fünfte Nominierung.
Die Golden Globes gelten traditionell als Stimmungs-Barometer für die Oscars, die dieses Jahr am 2. März verliehen werden. Bereits am Donnerstag sollen die Nominierten bekannt gegeben werden - die nächste Chance für Daniel Brühl.
Alle Gewinner und Eindrücke der Show finden Sie in unserer Bildergalerie
Seit 1944 zeichnet die "Hollywood Foreign Press Association" die besten Kino- und Fernsehproduktionen des Jahres aus. In 25 Kategorien werden die Golden Globes vergeben. Wer eine der goldenen Weltkugeln bekommt, darüber entscheidet eine kleine Gruppe alteingesessener Auslandsjournalisten, weniger als hundert Kritiker, die kaum jemand kennt.
Der erste große Filmpreis des Jahres gilt als wichtiges Barometer für die Oscars. So waren im vergangenen Jahr "Argo" und Michael Hanekes "Amour" sowohl bei den Globes als auch bei den Oscars als "Bester Film"bzw. "Bester fremdsprachiger Film" ausgezeichnet worden. Auch die Oscar-Preisträger Jennifer Lawrence, Anne Hathaway und Daniel Day-Lewis und Christoph Waltz, waren sechs Wochen zuvor mit einer goldenen Weltkugel gewürdigt worden.
Die diesjährige Oscar-Verleihung findet am 2. März statt. Die Nominierungen für den prestigeträchtigsten Filmpreis der Welt werden bereits kommenden Donnerstag, 16. Jänner, bekannt gegeben.
Bester Film (Drama)
- "12 Years a Slave"
- "Captain Phillips"
- "Gravity"
- "Philomena"
- "Rush"
Beste Schauspielerin (Drama)
- Cate Blanchett, "Blue Jasmine"
- Sandra Bullock, "Gravity"
- Judi Dench, "Philomena"
- Emma Thompson, "Saving Mr. Banks"
- Kate Winslet, "Labor Day"
Bester Schauspieler (Drama)
- Chiwetel Ejiofor, "12 Years a Slave"
- Idris Elba, Mandela: "Long Walk to Freedom"
- Tom Hanks, "Captain Phillips"
- Matthew McConaughey, "Dallas Buyers Club"
- Robert Redford, "All Is Lost"
Beste Nebendarstellerin
- Sally Hawkins, "Blue Jasmine"
- Jennifer Lawrence, "American Hustle"
- Lupita Nyong'o, "12 Years a Slave"
- Julia Roberts, August: "Osage County"
- June Squibb, "Nebraska"
Bester Nebendarsteller
- Barkhad Abdi, "Captain Phillips"
- Daniel Brühl, "Rush"
- Bradley Cooper, "American Hustle"
- Michael Fassbender, "12 Years a Slave"
- Jared Leto, "Dallas Buyers Club"
Bester Film (Komödie/Musical)
- "American Hustle"
- "Her"
- "Inside Llewyn Davis"
- "Nebraska"
- "The Wolf of Wall Street"
Beste Schauspielerin (Komödie/Musical)
- Amy Adams, "American Hustle"
- Julie Delpy, "Before Midnight"
- Greta Gerwig, "Frances Ha"
- Julia Louis-Dreyfus, "Enough Said"
- Meryl Streep, "August: Osage County"
Bester Schauspieler (Komödie/Musical)
- Christian Bale, "American Hustle"
- Bruce Dern, "Nebraska"
- Leonardo DiCaprio, "The Wolf of Wall Street"
- Oscar Isaac, "Inside Llewyn Davis"
- Joaquin Phoenix, "Her"
Bester Regisseur
- Alfonso Cuaron, "Gravity"
- Paul Greengrass, "Captain Phillips"
- Steve McQueen, "12 Years A Slave"
- Alexander Payne, "Nebraska"
- David O. Russell, "American Hustle"
Bestes Drehbuch
- Spike Jonze, "Her"
- Bob Nelson, "Nebraska"
- Jeff Pope und Steve Coogan, "Philomena"
- John Ridley, "12 Years a Slave"
- Eric Warren Singer und David O. Russell, "American Hustle"
Bester Animationsfilm
- "The Croods"
- "Despicable Me 2"
- "Frozen"
Bester fremdsprachiger Film
- "Blue Is the Warmest Colour" (Frankreich)
- "The Great Beauty" (Italein)
- "The Hunt" (Dänemark)
- "The Past" (Iran)
- "The Wind Rises" (Japan)
Beste Filmmusik: - Alex Ebert ("All is Lost")
Fernsehpreise
Beste Serie (Drama)
- "The Good Wife"
- "Breaking Bad"
- "Downton Abbey"
- "House of Cards"
- "Masters of Sex"
Beste TV-Serie (Komödie)
- "The Big Bang Theory"
- "Brooklyn 99"
- "Girls"
- "Modern Family"
- "Parks and Recreation"
Beste Schauspielerin (Drama-Serie)
- Julianna Margulies, "The Good Wife"
- Tatiana Maslany, "Orphan Black"
- Taylor Schilling, "Orange is the New Black"
- Kerry Washington, "Scandal"
- Robin Wright, "House of Cards"
Bester Schauspieler (Drama-Serie)
- Bryan Cranston, "Breaking Bad"
- Liev Schreiber, "Ray Donovan"
- Michael Sheen, "Masters of Sex"
- Kevin Spacey, "House of Cards"
- James Spader, "The Blacklist"
Beste Schauspielerin (Comedy-Serie)
- Zooey Deschanel, "New Girl"
- Lena Dunham, "Girls"
- Edie Falco, "Nurse Jackie"
- Julia Louis-Dreyfus, "Veep"
- Amy Poehler, "Parks and Recreation"
Bester Schauspieler (Comedy-Serie)
- Jason Bateman, "Arrested Development"
- Don Cheadle, "House of Lies"
- Michael J. Fox, "The Michael J. Fox Show"
- Jim Parsons, "The Big Bang Theory"
- Andy Samberg, "Brooklyn Nine-Nine"
Bester Fernsehfilm/beste TV-Mini-Serie
- "Top of the Lake"
- "Behind the Candelabra" (Liberace)
- "White Queen"
- "American Horror Story"
- "Dancing on the Edge"