Kultur

Am Schauplatz: "Die schönste Krankheit"

Jedes Tierchen hat so sein Pläsierchen. Und das ist halt meins." Helga Russwurm (54), Lehrerin aus Niederösterreich, ist seit 30 Jahren ein glühender Udo-Jürgens-Fan. Sie hört seine Musik bei jeder Gelegenheit; nur nicht im Auto, weil seine Musik sie oft weinen macht und man mit Tränen in den Augen nicht Auto fahren soll. Sie hat ein eigenes Zimmer, in dem sie Jürgens-Devotionalien sammelt. Sie träumt davon, ihr Idol einmal persönlich kennenzulernen.

Helga Russwurm ist eine der Protagonistinnen von Nina Horowitz' neuer "Am Schauplatz"-Reportage "Mein Star gehört mir" (Freitag, 12. August, 21.15 Uhr, ORF 2 ).
Drei Monate beschäftigte sich Horowitz mit der Thematik. Pirschte sich an Musikliebhaber in der Wiener Staatsoper heran, schloss sich dem Fantross der Stoakogler an. Nur eines gelang ihr trotz intensiver Bemühungen nicht: Glühende Anhänger von Politikern zu finden. "So etwas gibt es heutzutage anscheinend nicht."

Um an die teilweise intimen Geständnisse der Mitwirkenden zu kommen, brauche es Zeit, sagt sie. "Man redet viel mit den Leuten. Sie müssen einem vertrauen. Die Marke ,Schauplatz' hilft da natürlich, weil die Leute wissen, dass sie nicht von oben herab behandelt werden."

Authentisch

Die in "Mein Star gehört mir" gezeigten Szenen seien alle authentisch. "Zum Beispiel die, in der Frau Russwurm zu einem Udo-Jürgens-Lied tanzt. Sie hat das selbst vorgeschlagen." Am Ende des Tages müssten alle Beteiligten mit dem Film leben können. "Es muss so sein, dass die Leute nachher nicht die Straßenseite wechseln, wenn sie einen sehen, sondern dass sie auf einen kleinen Braunen gehen wollen."

Horowitz zeigt in ihrer Reportage nicht nur Anhänger der leichten Muse, sondern auch passionierte Theaterliebhaber. Zum Beispiel den pensionierten Juristen Bernhard Wagner, der sich manche Stücke bis zu zwanzig Mal ansieht. Oft an seiner Seite unterwegs ist die pensionierte Wäscherin Herta Haider, die leidenschaftlich Fotos von Prominenten sammelt. Fotografiert werden alle - von Birgit Sarata bis Claus Peymann. "Damit niemand bös' ist."
Bei einer Autogrammstunde kommt auch Ex-Burgtheaterdirektor Peymann zu Wort: Das Fan-sein, sagt er, sei "natürlich auch eine Art Droge." Und zugleich: "Die schönste Krankheit, die es gibt".