Kultur

Meister der Oberflächlichkeit

Sie können einem ja schon auf die Nerven gehen, diese Menschen in Alex Katz’ Bildern: Sitzen da in der Sonne, reiten durch grüne Küstenlandschaften, starren grinsend aus dem Bild oder auch nur ins Leere, stets adrett gekleidet. Es ist ein Leichtes, an dieser Kunst Vorurteile aufzuhängen und Katz als Maler der Reichen, Schönen, Oberflächlichen abzutun.

Doch jenseits seiner oft faden Bildsujets ist der 87-Jährige US-Amerikaner ein Meister der gemalten Unmittelbarkeit. Die Schau "45 Years of Portraits 1969 – 2014", die die Galerie Thaddaeus Ropac bis 28. August in ihrem Salzburger Haupthaus am Mirabellplatz zeigt, macht dies deutlich: Denn wenn die Bilder auch in der für Katz typischen, reduktiven Weise ausgeführt sind, werden sie durch minutiös gemalte Lichteffekte zum Leben erweckt, haben nichts Holzschnitthaftes an sich.

Die Galerie, die Katz schon viele Ausstellungen widmete, hat für die Porträt-Schau keine Durchschnittsware aufgehängt: Besonders interessant sind dabei die Ölskizzen, aus dem persönlichen Archiv des Künstlers.

Mit solchen gemalten Entwürfen beginnt Katz stets seine Arbeit an einem Bild – es folgen Zeichnungen, Kartons und schließlich die großen Gemälde. Die aktuelle Katz-Schau der Wiener Albertina (bis 28.9.) gibt Einblicke in diesen Prozess; die Schau bei Ropac ergänzt sie.

Albertina-Rundgang mit Alex Katz

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Kein Zufall

Im Kontrast zu den Farbskizzen zeigt sich besonders deutlich, wie Katz den Effekt von Farben und Linien abwägt, wie genau konzipiert die Bilder sind – und wie leicht sie danebengehen könnten.

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Das Doppelbildnis "Laurie & Alain", das Katz zweimal (1964 und 1991) mit kleinen Abweichungen malte, war beim KURIER-Besuch bereits zu einem ungenannten Preis verkauft – ansonsten werden Großformate zwischen 375.000 und 450.000 US-Dollar, Ölstudien um 45.000 – 80.000 US-Dollar angeboten.

Zum heuer in der Galerie ausgegebenen Motto "American Summer" passend zeigt Ropac am Mirabellplatz noch Papierarbeiten von Andy Warhol: Der Künstler, für den "Oberflächlichkeit" nie ein Schimpfwort war, gestaltete in den 1970ern und ’80ern eine Serie von Tierbildern und zeigte sich dabei als behender Zeichner.

Abseits des Mottos sind dazu noch "Kleinformate" des sonst für wuchtige Bilder bekannten Deutschen Anselm Kiefer zu sehen. Doch ein ins von Kiefer ins Bild gehängtes Hämmerchen, mit dem Zusatz "Thors Hammer" versehen, wirkt da eigentlich nur peinlich. Und so endet der Galeriebesuch mit dem Gefühl, dass virtuose Oberflächlichkeit einer forcierten Tiefgründigkeit in jedem Fall vorzuziehen ist.