Kultur

Neue Ausblicke vom Kunstsatelliten: Albertina Klosterneuburg eröffnet

Heute, Dienstag, ist es so weit: Mit der „Albertina Klosterneuburg“ eröffnet das Bundesmuseum seinen dritten Standort, den ersten außerhalb der Wiener Stadtgrenze. Der Zusatz „Essl Museum“ ist am Eingang unterhalb des neuen Markennamens weiterhin  angebracht: Denn die Sammlung des Unternehmerpaars, das den Standort an der Donau-Au 1999 eröffnete und bis 2016 betrieb, ist in den Schausälen weiterhin stark präsent.

Die Räume des 1999 eröffneten Museums wurden vom Architekten Heinz Tesar stark auf Malerei zugeschnitten. Und in jenem Trakt, der nun unter dem Motto "Von Hundertwasser zu Kiefer" Highlights der abstrakten und gegenständlichen Malerei seit 1945 zeigt, ist diese Leidenschaft am stärksten konserviert: Vom Helden der US-amerikanischen Farbfeldmalerei, Morris Louis, bis zu den deutschen "Malerfürsten" Jörg Immendorff und Markus Lüpertz sind hier viele Namen vertreten, die passionierte Besucher des Essl Museums auch schon aus früheren Zeiten kannten. 

Alle Inhalte anzeigen

Was aber der Präsentation, die Albertina-Chef Klaus Albrecht Schröder mit seiner Generalsekretärin Constanze Malissa zusammenstellte, darüber hinaus noch gelingt, ist, österreichische und internationale Entwicklungen in einen Dialog zu bringen. In diesem Sinn ist das Programm des neuen Museums-Satelliten durchaus mehr als eine reine "Schausammlung", zu der einfach Sammlungsbestände aus dem Depot geräumt werden: Hier lassen sich durchaus wesentliche Entwicklungen der jüngeren Kunstgeschichte, freilich gefiltert durch Sammlergeschmäcker und die kuratorische Prioritäten, nachvollziehen. 

 Die neue Raumordnung - ohne durchgehenden Rundgang, dafür mit drei klar getrennten Trakten - hat zur Folge, dass dieses künstlerische Ruf-und-Echo-Prinzip in mehreren Tonlagen funktioniert. Ein großer Teil ist etwa der amerikanischen Pop-Art und deren Varianten in Österreich gewidmet: Nach dem Empfang mit "großen Namen" wie Andy Warhol und Roy Lichtenstein, sekundiert von einem "Fat Car" von Erwin Wurm, geht es hier zu durchaus weniger bekannten Positionen wie Robert Lettner oder Robert Klemmer. 

Alle Inhalte anzeigen

Die Maschinenästhetik eines Cornelius Kolig wird mit einem glänzend-Fotorealistischen Bild von Isolde Maria Joham in Bezug gesetzt, auch Kiki Kogelnik, die im Fahrwasser der Pop Art eine ganz eigene Sprache fand, bekommt hier Raum. Was auffällt, ist, dass die Werke oft spielerisch in Dialog gesetzt sind und miteinander zu sprechen scheinen.

Die dritte Sektion im neu gestalteten Obergeschoß, "Die lädierte Welt" getauft, stellt schließlich Skulpturen und Bilder abseits des Idyllischen vor: Ein bandagierter Kopf von Antonio Tàpies, eine Nachbildung jenes gefolterten Mannes aus dem Abu Ghraib-Gefängnis von Marc Quinn und die riesenhaften Bildinszenierungen des Künstlerduos Gilbert & George stehen hier in Beziehung zu den aus Schrott gefertigten Skulpturen der Künstlerin Kennedy Yanko. Wiewohl atmosphärisch stimmig, bringt dieser Raum stilistisch sehr disparate Kunstwerke zusammen - die implizite Behauptung, dass alle Werke hier auf gleiche Weise zeitlos seien, will man aber nicht restlos glauben.

Alle Inhalte anzeigen

Keine Kunst aus der zweiten Reihe

Was man Albertina-Chef Schröder durchaus glaubt, ist, dass das hier Gezeigte keine "Depotware" aus der zweiten Reihe ist: Die Bestände der Albertina, in den vergangenen Jahrzehnten nicht nur durch die Sammlung Essl, sondern auch zahlreiche weitere Schenkungen und Leihgaben massiv angewachsen, könnten viele solcher Ausstellungen füllen.

Auch der Fokus auf Kunstvermittlung soll im neuen Museum, wie beim Vorgänger, großgeschrieben werden: Das offene Atelier  für junge Gäste stehe an den Wochenenden für alle offen, es müsse kein eigenes Ticket gelöst werden, hieß es bei der Pressekonferenz am Montag. 

Wie in alle Bundesmuseen ist der Eintritt   für unter 18-Jährige frei, ansonsten sind  die Tickets  mit  9 € (regulär) bzw. 7 € (ermäßigt) moderat bepreist, zudem gelten    Kombi- und Jahreskarten. Direktor Klaus Albrecht Schröder will damit nicht nur   Ausflugspublikum der  Hauptstadt ansprechen, sondern auch Interessierten aus Niederösterreich  ein Angebot machen. Am Wochenende (13. und 14. April) lädt man zu einem „Open House“ bei freiem Eintritt.