Kultur

Alan Rickman: "Alle guten Dinge müssen enden"

Berühmt wurde Alan Rickman als Terrorist – als Gegenspieler von Bruce Willis in "Stirb langsam". Seitdem spielte der vielseitige, mittlerweile 69-jährige britische Shakespeare-Darsteller in den unterschiedlichsten Filmen – von "Sinn und Sinnlichkeit" zu "Sweeney Todd" bis zur Rolle des undurchsichtigen Professors Severus Snape in "Harry Potter".

Selten, aber doch, führt Alan Rickman auch Filmregie: Seine zweite Arbeit "Die Gärtnerin von Versailles" (Kinostart: Donnerstag) erzählt die Geschichte einer Witwe (Kate Winslet), die einen Schlossgarten in Versailles unter der Aufsicht des Landschaftsarchitekten André Le Nôtre (Matthias Schoenaerts) anlegt – und sich in diesen verliebt. Der oberste Auftraggeber ist Sonnenkönig Ludwig XIV. persönlich – gespielt von Alan Rickman.

KURIER:Mr. Rickman, angeblich hat man Ihnen ursprünglich die Hauptrolle angeboten. Doch stattdessen übernahmen Sie die Regie von der "Gärtnerin von Versailles". Warum?

Alan Rickman: Die Hauptrolle angeboten, ist übertrieben. Die Drehbuchautorin Alison Deegan hat mir vor Jahren ihr Skript mit dem Hintergedanken zugeschickt, dass ich mich für die Hauptrolle – André Le Nôtre – interessieren könnte. Aber damals hatte ich keine Zeit, weil ich mit "Harry Potter" beschäftigt war. Als ich wieder frei war, war klar, dass ich diese Rolle nicht spielen würde.

Sie meinen aus Altersgründen?

Ja, natürlich (lacht). Vielen Dank für die Nachfrage – aber wir brauchten jemand wie Matthias Schoenaerts, jemand in seinen Dreißigern.

Als Trostpreis übernahmen Sie die Rolle von Ludwig XIV.?

Naja, das war nicht meine Idee, sondern die von den Produzenten, die meinten: "Wenn du den Louis spielt, sparen wir Geld." Ich dachte nur, oh nein, aber sie hatten recht – es war billiger.

Es wirkt so, als hätte Ihnen der Ludwig viel Spaß gemacht ...

Das sieht nur so aus. Ludwig hatte einen sehr ironischen Blick auf die Welt, und das wirkt unterhaltsam. Ich selbst fand die Rolle keineswegs vergnüglich, sondern war dauernd in Sorge, ob es eh nicht anfängt zu regnen, dass wir immer noch nicht mit dieser einen Einstellung fertig sind ... – solche Dinge eben. Dann sieht man die Panik auf den Gesichtern der Produzenten, weil das Drehpensum des Tages nicht erfüllt wurde – das sind so die "Freuden" des Regieführens.

Die emanzipierte Gärtnerin, die einen Männerjob erledigt, ist keine historische Figur?

Nein, das ist eine Fantasie. In der damaligen Welt hätte so eine Frau nicht existieren können. Die Geschichte will mit modernen Augen gesehen werden und erzählt eine Lovestory – von einer Frau, die nicht in der Gegenwart leben kann, weil sie noch in der Vergangenheit steckt.

Kate Winslet spielt die Gärtnerin. Mit ihr drehten Sie zuletzt vor knapp zwanzig Jahren "Sinn und Sinnlichkeit"?

Ja, damals war sie 19 – seither ist viel Zeit vergangen. Aber sie hat immer noch diesen guten Humor und ein unglaubliches Arbeitsethos. Außerdem kann kann man ihr ewig zusehen: Man blickt in ihr Gesicht und spürt, wie sich die Figur, die sie spielt, verändert.

Sie werden immer noch oft mit der Rolle des Bösewichtes assoziiert. Stört Sie das?

Die richtigen Bösewichter, die ich spielte, stammen aus zwei Filmen, die Jahrzehnte alt sind ("Stirb langsam", Sheriff von Nottingham in "Robin Hood – König der Diebe", Anm.). Auch Severus Snape in "Harry Potter" ist letztlich kein Bösewicht, sondern ein Held. Und all die anderen Filme wie "Tatsächlich ... Liebe" oder mit Kate in "Sinn und Sinnlichkeit" – da spiele ich den nettesten Mann der Welt.

Vermissen Sie eigentlich die "Harry Potter"-Welt?

Nein, ich blicke nicht zurück. Meine Figur Severus Snape fand ein befriedigendes Ende. Und alle guten Dinge müssen einmal enden – sonst hören sie auf, gut zu sein.