Kultur

Ausgrabung alter Kunst regte neue Werke an

Wunderschöne unterschiedlichste kunstvolle Keramik-Vasen, -Krüge, -Teller, kugelrunde -Dosen ja ganze Bilder aus Fliesen sind für kurze Zeit (bis Ende August) im Tagungszentrum Schönbrunn kostenlos zu bewundern. Die von Marya Kaplan kuratierte Ausstellung aus Ahlat wird erstmals außerhalb der Türkei gezeigt.

Einzigartig

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Die Objekte, die in den letzten Jahren in und um diese Stadt am Nordufer des Van-Sees produziert wurden, haben eine vielleicht einzigartige Geschichte. Sie basieren auf Ausgrabungen von ca. 500 bis 1000 Jahre alten Keramik-Kunstwerken von Seldschuken-Künstler_innen.

Zwischen 11. Und 16. Jahrhundert zählte Ahlat zu den größten Zentren der Wissenschaft, Kunst und Wirtschaft im Reich der Seldschuken. Die hochwertige Stein-, Stickerei-, Holz- und Keramik-Kunst, die teilweise auch von Mongolen, die bis hierher kamen, beeinflusst wurde, geriet in der Folge über Jahrhunderte in Vergessenheit.

Ausgrabungen

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Ab den beginnenden 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts stießen Archäologinnen und Archäologen vor allem der Bitlis Eren Uni von Ankara bei Städteausgrabungen auf Überreste solcher Kunstwerke. Ein großes altes Siedlungsbiet fanden sie insbesondere auf dem Seldschuken-Friedhof von Ahlat. Die darin gefundenen Steinhaufengräber, die große Moschee in der alten Innenfestung, die Ausgrabungen von Küçük Hamam, Çifte Hamam, Zaviye, Bezirhane, sowie die in Keramik- und Kachelöfen vorgefundenen Keramikteile, ergaben aber in Ahlat nicht nur ein Abbild der alten Kultur. Hier wurde Jahrzehnte später eine vielleicht weltweit einmalige Initiative ergriffen: Das alte künstlerische Handwerk wurde neu erlernen bzw. wieder erfunden.

Volksbildung - Fachhochschule

Aufgrund der archäologischen Ausgrabungen initiierte die Gemeinde vor wenigen Jahren an Volksbildungszentren Ausbildung der alten Techniken und Produktion neuer Kunstwerke. Diese Ausbildung professionalisierte sich bis zu einer akademischen In Zusammenarbeit mit der Bitlis Eren Universität, an der mit Nakış Karamağaralı eine Frau lehrt, die selbst jahrelang in Ahlat als Archäologin eigenhändig ausgegraben hat, wie sie dem (Kinder-)KURIER berichtet. „Unsere wundervollen, kunstvollen Ausgrabungsstücke waren das Vorbild für die Anfertigung von Replikas. Dazu musste die alte Handwerkskunst ebenso erlernt werden wie das Erkennen der alten Motive.“

In Kooperation mit der Universität wurde eine eigene einschlägige Handwerkskunst-Fachhochschule in Ahlat gegründet. Motive aus der Vergangenheit werden von Fachleuten gezeichnet und anschließend mit einer speziellen Technik produziert. Dadurch erhielt die traditionelle türkische „Çini“ (Keramik-)Kunst” ein neues uraltes Gesicht.

Noch eine alte/neue Kunst

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Neben der Keramikkunst wurde auch eine weiteres altes hochkünstlerisches Handwerk wieder belebt: Die Herstellung von Spazierstöcken aus Nussbaumholz nach dem klassischen Tezhip-Blumenmuster, das mit Gold verziert wird. Diese neue Kunstsparte geht insbesondere auf Meryem Uguz Kaplan zurück.

Ahlat-Çini, Kunsthandwerks-Ausstellung, Schönbrunn/ Tagungszentrum (Eingang Grünbergstraße – U4-Station Schönbrunn), Bis 31. August, 10-17 Uhr, Eintritt frei