Kultur

Affe, nicht Bär

Mark Wahlberg hat schon viele Leben gelebt. Zuerst als Jüngstes von neuen Kindern in einem Bostoner Arbeiterviertel. Mit dreizehn auf Drogen, mit sechzehn wegen Körperverletzung im Gefängnis. Wird insgesamt mindestens zwanzig Mal verhaftet. Beschließt, sein Leben zu ändern. Beginnt eine Karriere als Rapper. Mitglied der Boy-Band "New Kids on the Block", danach Marky Mark and the Funky Bunch. Zeigt Anfang der 90er-Jahre seine Muskeln als Unterhosenmodel für Calvin Klein, gemeinsam mit Kate Moss. Schafft den Übergang vom ruppigen Teenie-Pop-Idol zum respektierten Schauspieler. Ein Kunststück, das nicht nicht jedem gelingt.

Heute ist der ehemalige Bad Boy 44 und das, was man locker einen Hollywood-Tycoon nennen kann. Gefragter Schauspieler sowieso, und Produzent von TV-Serien wie "Boardwalk Empire". Liefert Auftritte mit seinen Brüdern in der Reality-Show "Wahlburgers" und promotet das Burger-Restaurant der Familie. Geschäftsmann durch und durch.

Außerdem ist Wahlberg verheiratet, Vater von vier Kindern – und geht jeden Tag in die Kirche. Angeblich.

Apropos Kinder: Denen würde er sicher nicht erlauben, seine streckenweise unflätige Komödie "TED 2", die ab Donnerstag in den Kinos losbricht, anzuschauen, gähnt Wahlberg im KURIER-Interview: "Ich erkläre ihnen immer, dass das nicht infrage kommt: Der Bär verhält sich einfach unangemessen."

Schimpfen auf Österreichisch

Unangemessen ist gut: Das perverse Plüschtier rülpst, flucht und kifft – im Englischen mit der Stimme seines Erfinders, dem Comedian Seth MacFarlane. Österreich erhält mit dem Grazer Schauspieler Stefan Puntigam seine eigene "TED"-Synchronisationsstimme ("Des mochst echt guat"). Damit wir wissen, dass wir zu Hause sind.

Wahlberg selbst kann sich noch bestens daran erinnern, als man ihm zum ersten Mal die Rolle an der Seite eines Teddybären anbot und er seinem Agenten innerlich den Vogel zeigte: "Die Geschichte klang einfach nur dämlich und absurd. Ich dachte gar nicht daran, das Drehbuch auch nur aufzuschlagen."

Er schlug es schließlich doch auf und vergaß schon während des Lesens, dass er mit einem Stofftier spielen musste und nicht etwa mit einem Kollegen: "Muss es denn unbedingt ein Teddybär sein? Fragen wir doch Will Farrell, der ist ja auch ein Kuscheltyp."

Schließlich wurde doch der Teddy sein Partner ("Ich dachte, ich probier’ mal was anderes") – und "TED" schlug fulminant an den Kinokassen ein. Ähnlichen Erfolg erwartet man sich auch vom Sequel: "Seth MacFarlane hat mir versprochen, dass der zweite Teil besser wird als der erste", sagt Wahlberg todernst.

Das Humorniveau von "TED 2" ist ähnlich herb wie das des Vorgängermodells: Wahlberg muss im Sperma einer Samenbank erst ausrutschen, dann baden, oder sich von Jay Leno am Klo sexuell belästigen lassen ("Für diese Rolle hatten wir mehrere Leute im Auge, unter anderem Sylvester Stallone"). Auch vor tragischen Ereignissen der jüngeren Gegenwart macht Spottdrossel Seth MacFarlane nicht Halt: Witze über die Schießerei bei "Charlie Hebdo" fallen ebenso wie über den Absturz der German Wings.

Wo Wahlberg selbst seine Humorgrenze ziehen würde? Bei der Religion, kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen.

Übrigens: Er selbst habe als Kind nie einen Teddybären besessen, sondern einen Affen. Der Affe hieß "Affe", und mit der Zeit bekam auch der kleine Wahlberg von der ganzen Familie den Spitznamen "Affe" verpasst.

"Irgendwann nahm ich schließlich meinen Vater beiseite und sagte ihm , dass er aufhören sollte, mich ,Affe‘ zu nennen", erinnert sich der Schauspieler: "Mein Vater fragte mich: ,Wie soll ich dich stattdessen nennen?‘ Weil mir damals der Name Mike gefiel, antwortete ich ,Mike‘. Und so nannte mich mein Vater bis zu seinem Tod Mike", sagt Mark Wahlberg. Und taufte den eigenen Sohn ebenfalls Mike. Zur Erinnerung an seinen Vater.