Abzug privater Kunst-Förderer: Wien verliert an Strahlkraft
Von Michael Huber
Es ist katastrophal, was in den vergangenen Jahren passiert ist“, sagt Jasper Sharp. Der KHM-Kurator und Co- Initiator des privaten Fördervereins „Phileas“, der oft internationale Sammler und Museumsleute durch Wiens Kunsthäuser führt, sieht die Strahlkraft Wiens durch den Wegfall privater Institutionen dahinschwinden: Die Generali Foundation zog 2014 nach Salzburg, die Bawag Contemporary schloss 2013. „Wenn Francesca auch noch geht, wird uns das noch lange leid tun“, sagt Sharp.
Erste Gespräche mit der Stadtpräsidentin seien im Gang. Im Augarten lauft der Vertrag der TBA21 bis Ende 2017. Ein weiterer Verbleib sei nicht ausgeschlossen, doch von Stadt und Bund seien bisher keine Anstrengungen unternommen worden, die Institution zu halten, hieß es aus Habsburgs Büro.
Wien stagniert
Die Ankündigung platzt ins Vorfeld der „Vienna Art Week“ (16. – 22.11.), jener von mehreren Wiener Kunsthäusern getragenen und maßgeblich vom Wiener Dorotheum finanzierten Veranstaltung, die mit einer Vielzahl von Events den „Kunststandort Wien“ bewerben will. Doch es ist nicht zu übersehen, dass die private Kunst-Infrastruktur Wiens eingebrochen ist; auch das Klosterneuburger Essl-Museum befindet sich in einer prekären Situation.
Für Robert Punkenhofer, den künstlerischen Leiter der „Vienna Art Week“, ist Handlungsbedarf gegeben: „Momentan sehe ich nur die Fortschreibung des Status, vielleicht wäre es mit der neuen Regierungsbildung Zeit, zu fragen, was man in den nächsten 20 Jahren will.“
Mehr öffentliche Förderung für zeitgenössische Projekte und internationalen Austausch ist Punkenhofers offensichtliche Forderung – doch im Umgang mit jenen, die wie Habsburg Kunst aus eigener Tasche finanzieren, gehe es auch um eine Atmosphäre der Akzeptanz: „Viel Energie wird in Wien darauf verwendet, Dinge nicht gut zu finden.“