Kultur

"A Royal Night": Prinzessinnen machen Party

Auch die englische Queen war einmal jung, selbst wenn man sich das heute kaum mehr vorzustellen kann. Eines verwegenen Abends rebellierte sie gegen ihre strengen Eltern und deren königliche Etikette. Und stürzte sich mit Schwester Margaret ins Londoner Nachtleben.

Dieser kleine Ausreißer der beiden Königskinder ist historisch verbürgt. Die quirlige Brit-Komödie "A Royal Night" bauscht diesen eher zahmen Vorfall genussreich zu einer abenteuerlichen Odyssee der beiden Mädchen durch ein besoffenes London auf. Und delektiert sich an der Idee, dass eine Schlossprinzessin im Pub nicht allein zum öffentlichen Klo findet.

Anlass für die schwesterliche Palastrevolte bieten die Siegesfeiern zum Ende des Zweiten Weltkriegs: Am 8. Mai 1945 herrscht in London euphorische Partystimmung. Alles singt und tanzt, nur die Prinzessinnen langweilen sich in ihren Gemächern zu Tode. Ihr Vater, König George VI. (kaum wieder zu erkennen: Rupert Everett) übt gerade seine Rede an das Volk. Sie erinnern sich: George VI. war jener stotternde König, der im Oscar-Film "The King’s Speech" das flüssige Sprechen lernte; "A Royal Night" liefert praktisch die Fortsetzung mit Perspektivenwechsel.

Irgendwann gibt Emily Watson als gestrenge Königin Mutter den Widerstand auf und lässt die Töchter ziehen. Nicht aber, ohne ihnen zuvor zwei uniformierte Schwachköpfe an die Fersen zu heften, die von den Prinzessinnen flugs abgehängt werden.

Mann aus dem Volk

Monarchiekritik braucht man sich hier keine zu erwarten. Regisseur Julian Jarrold ("Wiedersehen mit Brideshead") macht aus seiner Begeisterung für alles Royale kein Geheimnis. Auch der Fluss der nächtlichen Ereignisse verläuft wie Malen nach Zahlen. Die freche, aber naive Margaret taucht mit einem Offizier in Soho unter ("Was geschieht eigentlich in einem Bordell?"); Elizabeth versucht den Rest der Nacht, sie einzufangen – und erhält dabei Unterstützung von einem ehrlichen Mann aus dem Volk ("Der König ist so ein Trottel").

Trotz Sentimentalitäten und Ermüdungserscheinungen, die im Morgengrauen einsetzen, sprüht "A Royal Night" Funken. Die Begeisterung am Trafalgar Square, die Menschen, die das Tanzbein zum Lindy Hop schwingen – und vor allem die lustige Bel Powley als Margaret, die sich selbst als "P 2" (Zweitprinzessin) vorstellt, liefern, wenn schon nicht königliche Unterhaltung, so doch fürstlich gute Laune.

INFO: A Royal Night. GB 2015. 97 Min. Von Julian Jarrold. Mit Sarah Gadon, Bel Powley, Rupert Everett, Jack Reynor.KURIER-Wertung:

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Der erste Arbeitstag fängt schlecht an. Beim Einsatz mit einem Anti-Drogen-Kommando des CIA entdeckt die FBI-Agentin Kate Macer (Emily Blunt) verwesende Leichen in Plastiksäcken: Opfer eines tobenden Kartellkrieges an der amerikanisch-mexikanischen Grenze. Den brutalen Chef dieses Drogenkartells will die CIA nun mit Macers Hilfe aushebeln. Benicio Del Toro als CIA-Berater kommt dabei eine zwielichtige Bedeutung zu, zumal er von persönlichen Rachemotiven angetrieben wird.

Regisseur Denis Villeneuve versucht – wie auch zuletzt in "Prisoners" – einen moralischen Graubereich auszuloten. Und der große Kameramann Roger Deakins liefert ihm dazu die vibrierenden Bilder. Doch obwohl Kate Macer zum emotionalem Zentrum des Films erklärt wird, ist sie kaum mit Handlungsmacht ausgestattet. "Schau zu und lerne", heißt es einmal. Und tatsächlich muss sie mehr oder weniger hilflos mit ansehen, wie die Männer um sie herum ihr Ding durchziehen. Das lässt sie letztlich blass und wenig interessant erscheinen.

INFO: USA 2015. 121 Min. Von Denis Villeneuve. MIt Emily Blunt, Benicio Del Toro, Josh Brolin.

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Manchmal hat man den Eindruck, ohne seinen Regisseur Richard Linklater gelingen Ethan Hawke keine überzeugend guten Filme. Oder nur sehr wenige.

Alejandro Amenábars neuer Satansthriller gehört eindeutig nicht dazu. Der spanische Spezialist für das Unheimliche ("The Others") und Oscarpreisträger für "Das Meer in mir", kehrt zwar mit "Regression" zu seinen Horror-Wurzeln zurück. Doch trotz atemberaubend schön komponierter, atmosphärisch düsteren Bildern kann Amenábar seine krude Teufelsgeschichte nicht auf ansprechendes Niveau polieren. Zwar gibt sich Hawke alle Mühe: Steil gräbt sich die Stirnfalte ins Gesicht, als er als Kleinstadtpolizist Bruce Kenner im Minnesota Anfang der 90er-Jahre einen sonderbaren Fall übernimmt. Ein Mädchen (Emma Watson) beschuldigt ihren Vater des sexuellen Missbrauchs und sucht Unterschlupf in der Kirche. Die Umstände des Verbrechens erscheinen dubios: Angeblich sind Satanisten im Spiel, missbrauchen in unschönen Teufelsritualen junge Frauen und töten Babys. In wenig eleganten Rückblenden fantasiert sich Bruce diese Satansorgien herbei. Doch die Kapuzenheinis mit den weiß bemalten Gesichtern wirken weniger furchterregend als albern.

Amenábar basierte seine Geschichte auf reale Teufelspanik, die Anfang der 90er in den USA umging. Doch Spannung bringt er keine zusammen – daran kann auch Ethan Hawke nichts ändern.

INFO: ES/CA 2015. 106 Min. Von Alejandro Amenábar. Mit Ethan Hawke, David Thwelis, Emma Watson.

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