Kultur

96. Oscarnominierungen: „Barbie“ im Schock

Die Blockbuster des heurigen Kino-Sommers hießen „Oppenheimer“ und „Barbie“ – manchmal auch „Barbenheimer“. Bei den Nominierungen für die heurige Oscarpreisverleihung aber gibt es eindeutig einen Favoriten: Christopher Nolans längliches Drama um den amerikanischen Physiker Robert Oppenheimer, dem „Vater der Atombombe“, dominiert mit 13 Nominierungen das Spitzenfeld.

Auf seine Fersen hat sich mit elf Nominierungen der originelle Grieche Yorgos Lanthimos mit seiner Groteske „Poor Things“ geheftet. Er wird dicht gefolgt von Martin Scorseses Gewaltepos „Killers of the Flower Moon“, der insgesamt zehn Oscarnominierungen einheimsen konnte.

Greta Gerwigs rosa Puppen-Parodie „Barbie“ erhielt nur acht Nominierungen. Der größte Schocker: Gerwig hat es nicht in der Kategorie beste Regie geschafft. Man sollte meinen, dass sich ein Film, der an den Kinokassen Rekordsummen einspielte und sowohl die Kritik, als auch das Massenpublikum begeisterte, eine Nominierung für beste Regie verdient hätte. Aber dem ist nicht so.

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An ihrer Stelle wurde die Französin Justine Triet für ihr Gerichtssaaldrama „Anatomie eines Falls“ auserwählt. Damit gibt es zwar heuer immerhin eine „weibliche“ Nominierung mehr im Regie-Fach als im letzten Jahr, wo keine einzige Frau als beste Regisseurin infrage kam. Aber für zwei Frauen reicht der Platz auf der Liste offensichtlich nicht aus.

Da setzt man lieber auf die Männerriege: Die weiteren Kandidaten für beste Regie heißen Martin Scorsese, Christopher Nolan, Yorgos Lanthimos und Jonathan Glazer, Brit-Regisseur des Auschwitz-Dramas „The Zone of Interest“. Damit verpasste die Oscar-Academy die große Chance, mit der Nominierung von zwei Regisseurinnen ihrem eigenen, lauten Ruf nach mehr Diversität zu folgen.

Unter den zehn Plätzen für den besten Film tummeln sich zumindest sowohl „Barbie“, als auch „Anatomie eines Falls“ – neben dem Favoriten „Oppenheimer“ oder Bradley Coopers Leonard-Bernstein-Porträt „Maestro“. Cooper wurde zudem für seine Darstellung des Komponisten als bester Hauptdarsteller nominiert. Kurioses Detail am Rande: Im Vorfeld wurde kritisiert, dass sich Cooper die Nase vergrößern ließ, um mehr Ähnlichkeiten mit Bernstein zu erzielen. Man warf ihm vor, jüdische Stereotype zu bedienen. Die Oscar-Academy beendete diese Debatte mit einer Nominierung für bestes Make-up und beste Frisuren.

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Sieger und Verlierer

Zu den Verlierern der diesjährigen „Best of“-Listen zählt Leonardo Di Caprio, dessen Rolle in „Killers of the Flower Moon“ den Mitgliedern der Academy zu „unverständlich“ war, wie Brancheninsider kolportieren: Ein Mann, der vorgibt seine Frau zu lieben, sie aber gleichzeitig vergiftet? Keine Rolle für einen Oscar.

Auch Margot Robbie muss erleben, das perfektes Timing in einer Komödie nicht zu den Tugenden zählt, die mit einer Goldstatuette belohnt werden: Sie wurde für ihr umwerfendes Spiel als „Barbie“ nicht nominiert.

Viel Grund zur Freude hingegen haben unsere deutschen Nachbarn: Die tolle Sandra Hüller wurde als beste Schauspielerin für ihre Rolle als mordverdächtige Ehefrau in „Anatomie eines Falls“ aufgestellt. Weiters geht das deutsche Schuldrama „Das Lehrerzimmer“ für den internationalen Oscar an den Start, Seite an Seite mit dem japanischen Film „Perfect Days“ – gedreht von dem deutschen Regisseur Wim Wenders.

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Wenn am 10. März die 96. Oscars verliehen werden, dürfen die Veranstalter wieder auf größeres Interesse hoffen als in den Jahren zuvor. Dank der immensen Publikumserfolge von „Barbenheimer“ schalten voraussichtlich wieder mehr TV-Zuschauer ein. Noch dazu, wo Ryan Gosling womöglich mit seinem nominierten „Barbie“-Sommer-Hit „I’m Just Ken“ live auftreten wird. Das will niemand verpassen.