Kultur

Und im Obergeschoß eine kleine "Documenta"

Lassen wir die Frage, ob und inwiefern Kunst politisch sein kann bzw. sein soll, einmal außen vor. Fest steht: Kunst kann wie eine Lupe wirken, kann politische Verhältnisse sichtbar machen und die Aufmerksamkeit auf Ungerechtigkeiten oder Absurditäten des Zusammenlebens richten.

Eine Ausstellung, die diese Fähigkeiten mustergültig demonstriert, ist bis 31. August im Obergeschoß des Wiener 21er Hauses zu sehen: Die Schau "Meeting Points 7 – Zehntausend Täuschungen und hunderttausend Tricks", die im Rahmen der Wiener Festwochen organisiert wurde, lohnt dabei wiederholte Besuche.

Dichte Sammlung

Für den schnell abgrasenden Blick birgt die Schau dasselbe Frustpotenzial wie so manche Biennale oder Documenta – es gibt sehr viele Werke zu sehen, die allesamt als Produkte umfangreicher Recherchen entstanden sind und nach intensiver Beschäftigung schreien. Das Niveau der Arbeiten ist dabei aber so hoch, dass es sich lohnt, den Anspruch auf vollständigen Überblick fallen zu lassen und einzelnen Rufen zu folgen: Faszinierend ist etwa, wie das Kollektiv DAAR in seinem Video "Common Assembly" die mit dem Lineal auf Landkarten gezogenen Grenzen zwischen israelischen und palästinensischen Siedlungsgebieten analysiert. Und dabei entdeckt, dass manche dieser Grenzen mitten durch bestehende Häuser verlaufen.

Esel und Cartoons

Starke Bilder liefert auch der Marokkaner Hisham Benohoud, der Esel – typisch für das Straßenbild des nordafrikanischen Staates – mitten in die Wohnungen von neuen Wohlhabenden verpflanzte. Oder der Südafrikaner Anton Kannemeyer, der die obszönen Posen der Fotos aus Abu Ghraib in eine schrille Comic-Sprache übersetzte – und umgekehrt Motive sozialer und ethnischer Spannungen in ein trautes Tim-und-Struppi-Idyll übertrug.

Eine strenge These tritt in der Schau, die vom kroatischen Kollektiv "WHW" erstellt wurde, zugunsten eines facettenreichen Bildes von Macht und Widerstand zurück. Die Qualität der Beiträge verhindert dabei, dass die Ausstellung in die Beliebigkeitsfalle tappt.