Kultur

100 einflussreichste "Personen" der Kunstwelt: NFT an der Spitze

Es ist ein schön eingeübtes Ritual: Alljährlich veröffentlicht die britische Zeitschrift "Art Review" ihr Ranking der "Power 100", der 100 einflussreichsten Personen der Kunstwelt. Die Liste - von einem Expertengremium erstellt - gibt bei aller Subjektivität Aufschluss über das, was gerade als wichtig wahrgenommen wird.

2021 sind das "Non-Fungible Tokens" oder NFTs: Die Technologie, die digitale Erzeugnisse via Blockchain als Unikat definiert und handelbar macht, krempelte heuer die Kunstwelt um. Allgemein publik wurde die bereits seit Jahren existierende Technik durch Rekord-Ergebnisse am Auktionsmarkt, doch die Folgen sind weitreichend, so dass auf jedem Level der Kunstwelt darüber nachgedacht wird. "Alle Annahmen über den Kunstmarkt und die Kunst an sich wurden in chaotische, kreative Unsicherheit geworfen", heißt es in der Begründung der Jury, die erstmals eine "nichtmenschliche Entität" an die Spitze ihres Rankings reihte.

 

White no longer

Im Rest der Liste fällt auf: Die Zeit der "weißen Männer" ist zumindest in der Wahrnehmung der Kunstwelt endgültig vorbei. Das Ranking wird dominiert von Persönlichkeiten, die aus nichtwestlichen Kulturkreisen stammen und/oder sich beim Abbau westlich.-kolonialer Sichtweisen hervorgetan haben. So ist die Antropologin Anna L. Tsing, die sich eine Abkehr von der "anthropozentrischen Perspektive" zum Thema ihrer Arbeit gemacht hat, auf Anhieb auf Platz 2 gelandet, gefolgt vom documenta-Kuratorenkollektiv ruangrupa und Theaster Gates, der jüngst auch den Kiesler-Preis verliehen bekam. Afroamerikanische Denker wie Fred Moten (Platz 6) oder Achille Mbembe (14) sowie die Wortführer der Restitution von Kolonial-Raubgut, Benedicte Savoy und Felwine Sarr (16) folgen. Wolfgang Tillmans, eben mit einer Schau im mumok präsent, ist auf Platz 46 zu finden. Die Liste kommt ohne Österreicher aus - auch Thaddaeus Ropac, sonst ein fixer Gast im Ranking, fehlt diesmal. Auf Platz 89 rangiert allerdings das Leitungsteam der Kunsthalle Wien, das Kollektiv "What, How & for Whom".