An den Frittaten sollt ihr sie messen!
Von Wolfram Kautzky
Leser Robert N. schreibt: „Als geübter Speisekartenleser musste ich feststellen, dass die Frittatensuppe darin am schlechtesten wegkommt. Nicht wegen des Geschmacks oder des Preises, sondern wegen ihrer Schreibweise.“
Herr N. hat recht: Während bei Nudel-, Backerbsen- oder Leberknödelsuppe weitgehend Einigkeit über die richtige Schreibweise herrscht, scheiden die in die Suppe geschnittenen Palatschinken die Geister: Handelt es sich um „Frittaten“ oder doch um „Fritatten“? Die Krux dabei: Die „Pommes frites“ schreibt man mit einem -t-, „frittiert“ wird dagegen mit Doppel-t. Das macht es dem Frittaten-Interessenten nicht leicht, sich für oder gegen den Doppelkonsonanten zu entscheiden. Tatsache ist: Das französische Wort „frit“ (= in heißem Fett gebraten) wird korrekt mit einem -t- geschrieben, daher die dem Französischen entsprechende Schreibung Pommes frites (= gebratene Erdäpfel). Das Deutsche neigt hingegen zur Konsonantenverdoppelung nach kurzen Vokalen: Das eingedeutschte „frittieren“ hat daher ein zweites -t- dazubekommen – genauso wie die „Frittate“. – Tipp: Im Zweifelsfall können Sie ja zur rechtschreibmäßig unbedenklichen Bezeichnung „Pfannkuchenstreifensuppe“ greifen.
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Orthografisch unproblematisch, aber etymologisch interessant ist die italienische Minestrone. Ihre Bezeichnung leitet sich von lat. ministrare („servieren“) ab. Eine minestra ist also etwas Aufgetischtes, im Speziellen eine üppige Suppe. Die Nachsilbe -one (Plural: -oni) bedeutet im Italienischen oft eine Vergrößerung: Bomboloni sind Riesenkrapfen, Ombrelloni große (Sonnen-)Schirme und Tortelloni große Tortellini.
Letztere sollen in Bologna erfunden worden sein, das dementsprechend viele Tortellini-Geschäfte beherbergt. Auf eines davon hatte es ein Einbrecher abgesehen. Als er gefasst wurde, war die Polizei fassungslos: Es handelte sich um einen Mann namens Fabrizio Spaghetti.
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Fundstück der Woche: „9.000 Kilo Fleisch von Schildkröten konfisziert“ (Hamburger Abendblatt) – Die offensichtlich doch nicht vegetarischen Schildkröten greifen bei der Nahrungsbeschaffung neuerdings zu radikalen Methoden.
Wolfram Kautzky ist Philologe und geht gerne den Wörtern auf den Grund.