Sozialromantik
Von Michael Huber
Wie bereits gebeichtet, ist die Netflix-Serie „Virgin River“ für mich eine jener Vergnügungen, die man ungern eingesteht, weil anspruchsvollere Unterhaltung zum Selbstbild besser passen würde. Tatsächlich sind die Episoden, in denen Leute in einer amerikanischen Kleinstadt Herausforderungen meistern, meist recht erwartbar.
Nachdem am Wochenende die letzte verfügbare Staffel geschaut wurde (die neue kommt am 19. 12.), bin ich aber geneigt, die Meisterschaft dahinter klarer zu sehen: Denn vom exakt kalibrierten Personal (alle Generationen, alle Ethnien, wiewohl mit recht traditionellen Rollenbildern) bis zur Themenwahl (inklusive Drogen, Bedürftigen ohne Krankenversicherung, Leihmutterschaft) reflektiert die Serie vieles aus dem gegenwärtigen Amerika – und hält dabei die Utopie eines Ortes aufrecht, an dem alle miteinander auskommen. Vielleicht ist das heute schon Science-Fiction.