Wiener Ansichten: Wo man uns haben will
Von Barbara Beer
Man weiß ja noch nichts. Ob demnächst nur Deutsche und Tschechen zu uns kommen und ob wir dafür in der sächsischen Schweiz urlauben dürfen, falls uns die Kärntner Seen zu wenig exotisch sind (oder, um mit Kreisky zu sprechen, zu teuer. Aber das ist eine andere Geschichte und nach Mallorca, Kreiskys Kärnten-Alternative, dürfen wir ja eh nicht.)
Also Österreich. Das Redaktionskomitee der Wiener Ansichten recherchiert hierzu seit geraumer Zeit, um nicht zu sagen seit Jahren, umfassend – vom Badeteich Hirschstetten bis zu Bodensee. Jüngst begab sich das versammelte Komitee (völlig legal! Alle Mitglieder leben im gleichen Haushalt!) per Auto ins Weinviertel. Selbstverständlich ausschließlich zu Recherchezwecken, ansonsten hätte man ja keinen Grund, das Haus zu verlassen .
Eine herrliche Gegend. Doch sie hat ihre schwierigen Momente. Denn bevor man zu den bezaubernden Kellergassen von Stammersdorf oder Hagenbrunn vordringt, kann es passieren, dass man dem nicht so bezaubernden G3 Shopping Resort begegnet. Ein gigantisches, trauriges, für Autofahrer geplantes Einkaufszentrum in klassischer Lage zwischen Baumärkten und Fertigteilhäusern. Dass es die Bezeichnung „Resort“ trägt, ist nicht minder traurig. Eine Anlage, in der man die Ferien verbringt. Das Redaktionskomitee wünscht uns allen bessere Urlaubsalternativen. Gerne auch Kärnten, sofern man uns dort will.
Nicht nur als Wiener fühlt man sich nicht überall willkommen. So richtete uns, noch bevor wir überhaupt ein Lokal betreten dürfen, ein hochrangiger Gastronomievertreter in einem Zeitungsinterview aus, es sei nun aus mit den schlechten Gewohnheiten. „Die Zeiten, in denen Gäste einfach gekommen sind und sich irgendwo hingesetzt haben, sind sicher vorbei. Das war eine Unart, die es nur bei uns gab.“
Okay. Machen wir gerne. Warten, bis uns ein Platz zugewiesen wird. Ein Hinweis sei aber gestattet: Dass man mancherorts konsequent vom Personal ignoriert wird, das gab’s bisher auch nur bei uns.