Kolumnen

Wie ich einmal nicht Golf gespielt habe

Mein schönstes Ferienerlebnis: Wie ich einmal nicht Golf gespielt habe.

Ich spiele nicht Golf, sage ich immer, denn ich habe noch Sex.

Dieser Satz bringt mich seit einem Jahr in Konflikte, denn meine Freundin ist begeisterte Golf-Spielerin. Bisher kannte ich Golf nur aus dem Fernsehen und fand es da immer ganz erstaunlich öde. Golf muss man aus der Nähe gesehen haben, sagt meine Freundin immer, und jetzt war es so weit. Im Urlaub begleitete ich sie als Caddy auf den Golfplatz. Meine Freundin erklärte mir, dass gutes Benehmen beim Golf das Wichtigste sei (abgesehen von den komischen Hosen, die an jedem Menschen seltsam aussehen, füge ich hinzu). Niemals dürfe man auf dem Golfplatz ein lautes Wort sprechen, sagte meine Freundin. Gleich beim dritten Loch trafen wir auf vier Männer, die ununterbrochen „Geiler Schlag, Oida!“ brüllten. Sehr wichtig sei auch die Fairness, meinte meine Freundin, und wiederholte einen missglückten Abschlag sieben Mal, ohne die Schläge zu zählen (aber gut, sie spielte auch nur gegen sich selbst).

Der Ausblick auf den Dachsteingletscher war toll, das Golfkartfahren machte Spaß, zum Spiel selbst kann ich nicht viel sagen, da ich mit meinen schlechten Augen den fliegenden Ball nicht sehen konnte. Ich weiß genau genommen also immer noch nicht, wie Golf aus der Nähe aussieht.

Ich könnte jetzt zum Abschluss noch die Wahrheit schreiben. Dass ich mich nämlich noch nie zuvor drei Stunden lang so gelangweilt habe, wobei, einmal doch, als wir im Musikunterricht eine Wagner-Oper auf Video gesehen haben. Aber wenn ich das schreibe, dann schicken mir Hunderte  vor Leidenschaft glühende Golf-Narr ..., wollte sagen:  Golf-Freunde erboste E-Mails.

Daher schwöre ich beim Leben meiner Bulldogge, die vor zehn Monaten gestorben ist: Es war SO toll! Ich kann es gar nicht erwarten, wieder einmal nicht Golf zu spielen, vermutlich schon sehr bald, 2028 oder spätestens 2030.