Übers Erotikgeschäft nach Wurstico: Mit "Lugneroff" durch die Lugner City
Von Marco Weise
Ich bin Fan der Lugner City. Denn im Einkaufszentrum neben der U6-Station Burggasse in 1150 Wien wird großes Kino geboten. Nicht im eigentlichen Kino, sondern abseits davon – also zwischen Orion und Crystal Boutique, Wurstico und dem Nagelstudio „Pretty Women“. Dort passieren die aufregendsten Geschichten, werden starke Bilder (mit starken Gerüchen) geliefert. Das liegt an der kunterbunten Mischung an Menschen, die dort „herumlugnern“, herumstehen und natürlich auch irgendwas kaufen. Hier bekommt man einen guten Querschnitt der Gesellschaft geliefert, wobei sich der Anteil an Bobos und Yuppies in Grenzen hält. Die schaffen es nämlich selten, den Gürtel zu überqueren. Selbst schuld. Denn auf drei Stockwerken wird einem alles geboten, was man zum Leben braucht.
Auch kulinarisch geht einiges – vom Kebab von der Stange über großartige Ćevapčići von der YU-GO Grillage, Runnig Sushi bis hin zur Pizza vom Italiener (Napoli 1926). Dann noch eine Fülle All-you-can-eat-Buffets mit Glutamatschwerpunkt. Es gibt auch ein Ärztezentrum, Wohnungen und ein Fitnessstudio. Wer dort wohnt, muss (theoretisch) das Haus nie verlassen. Es würde auch nicht auffallen, wenn man im Pyjama einkaufen geht. Machen andere ja auch.
Auch Kinder haben es lustig, werden das ganze Jahr über bespaßt. Derzeit sorgt eine große Hüpfburg für Action. Wer Glück hat, begegnet dem Baumeister bei einem seiner Rundgänge, dann, wenn er eines seiner peinlich-legendären Videos für seinen Lugner-City-Instagram-Kanal aufnimmt oder bei einem der Events (am Mittwoch hat Lugner dort seinen Opernballgast Priscilla Presley präsentiert) selbst moderiert. Auch sonst ist der „Mörtel“ omnipräsent. Kürzlich bin ich über ein Werbeplakat gestolpert, auf dem er seinen eigenen Vodka namens „Lugneroff“ geschmacksunsicher im Kosaken-Outfit anpreist. Das ist nichts für mich, sondern nur was für harte Brudis, von denen es in der Lugner City so einige gibt.