Kolumnen

Unter jeder Schamgrenze

Es gibt Grenzen. Ja, auch im geografischen Sinn. Aber wenn an den geografischen Grenzen jede Grenze des Anstands und der Menschenwürde missacht wird, ist es Zeit, neu zu denken; Zeit, die Grenzen des Verhandelns zu erkennen und ins Handeln zu kommen. Sofort und eigeninitiativ. Durch Politiker, die Außenpolitik nicht als Außengrenzenpolitik eingrenzen; die Flagge zeigen, statt ihr Fähnlein in den Wind zu hängen. Sonst sinken Europas Grenzen unter jede Schamgrenze.

Wenn in 20 Jahren der Syrienkrieg in Fotoausstellungen aufgearbeitet wird, werden den Betrachtern frierende, hungernde Flüchtlingskinder entgegenschauen, die dann vielleicht nicht erwachsen, sondern tot sind. Und jeder, der heute Zeuge der Lage ist, muss dann für sich klären, wie es dazu kommen konnte. Wieso man jahrelang zusah, oder wegsah, wie unbeteiligte Menschen von militärischen Machtspekulanten aus ihren Häusern, Städten und Leben gebombt wurden, um schließlich als Faustpfand eines Erpressers an die Grenze alles Zumutbaren zu geraten.

Es gibt Grenzen. Auch bei Worten. Und dann sind Taten fällig.