Kolumnen

"ÜberLeben": Vespaliebe

Vor mehr als 40 Jahren bin ich zum ersten Mal Moped gefahren. Wir waren damals in den Semesterferien auf Klassenreise in Rom. Und dort konnte man sich schon mit 14 Jahren  Mopeds mieten.

Wir sind durch die Stadt gedüst und fühlten uns wunderbar frei und jung. Ich habe das Gefühl nie wieder vergessen.
Wieder daheim erlaubte mir mein Vater, mit seinem Mofa im winzigen Innenhof seines Wohnhauses zu fahren. Mein Vater dachte, mir würde das nach wenigen Minuten zu blöd werden. Ich fuhr aber stundenlang im Kreis, bis sich die Nachbarn beschwerten.

Als ich 16 Jahre alt war, habe ich einen Monat lang im Reitstall meines Vaters geschuftet, um mir ein eigenes Moped leisten zu können. Das Moped war eine KTM Okay in äußerst hässlichem Orange, aber es hatte eine Dreigangschaltung und ich liebte es.

Eines Tages fuhr ich zu meiner Mathematik-Nachhilfelehrerin. Ich war krank und müde und hatte Fieber und übersah beim Fahren ein parkendes Auto. Als ich im Rettungswagen wieder zu mir kam, galt meine Sorge dem Moped. Zum Glück war es, im Gegensatz zu mir, kaum beschädigt.

Viele Jahre später kaufte ich mir meine erste Vespa. Bis heute liebe ich es, mit dem Moped durch die Gegend zu düsen. Selbst, als der Vespa über Nacht die Benzinleitung platzte, der Treibstoff  in die Garage floss und ich von der sehr freundlichen Feuerwehr aufgeweckt wurde, verging mir die Liebe zum Mopedfahren nicht.

Jetzt habe ich beschlossen, mir eine neue Vespa zuzulegen – die alte hat nach zwölf Jahren das Pensionsalter erreicht – und ich freue mich darauf wie ein kleines Kind.

Zumal die Gefahr, dass ich noch einmal zur Mathematiknachhilfe fahren muss, doch eher gering ist.

Eine Schwarze wird es werden, naturgemäß. Vespas müssen schwarz sein.