"ÜberLeben": Niavarani sagt Hallo
Von Guido Tartarotti
Kürzlich ging ich im wunderschönen Wiener Funkhaus einen Gang entlang, als mir Michael Niavarani entgegenkam. Niavarani und ich waren einander bis dahin nie begegnet. Wir schauten uns an, schauten wieder weg und schauten uns erneut an, ein wenig verlegen. Dann blieb Niavarani stehen und sagte „Hallo“, und ich zog in Erwägung, lachend zusammenzubrechen.
Denn Michael Niavarani hat ein unschätzbares Talent. Er kann sagen, was er will – einen guten Witz, einen schlechten Witz, „Ich nehme das Kalbsschnitzel mit Erdäpfelsalat“, „Wrglskrmpft“ oder eben „Hallo“ – und die Menschen werden Tränen lachen. Wie er das macht, ist unklar, immer schon wollte ich ihn danach fragen, aber jetzt, da er vor mir stand, war es mir peinlich. Also sagte ich auch „Hallo“, und es klang gleich viel weniger witzig als bei ihm.
Niavarani und mich verbindet wenig. Wir haben knapp hintereinander Geburtstag – Niavarani wurde Ende April 55, ich werde Ende Mai 55 – und wir haben fremd klingende Namen, die gerne vergessen werden. Niavarani wurde einmal als „Michael Navratil“ angekündigt, ich bekam einmal einen Brief, adressiert an „Herrn Katharr Oty“. Und wir verehren beide Shakespeare bis an die Grenze der Bewusstlosigkeit.
Zu seinem Geburtstag unlängst wurde Niavarani mit zahlreichen Sendungen im Fernsehen gefeiert, die Gefahr, dass das bei mir passiert, ist gering. Und das durchaus mit Recht: Niavarani ist nicht weniger als der komischste Österreicher – was eine schöne Rache an diesem Land darstellt, dass es am liebsten über einen halben Perser lacht.
Auf dem Gang im Funkhaus lächelten Niavarani und ich einander vorsichtig an. „Ich lese deine Sachen gerne“, sagte er. Und ich antwortete: „Ich sehe deine Sachen gerne.“
Die Begegnung dauerte vielleicht 15 Sekunden, aber ich glaube, wir sind jetzt die besten Freunde. Wie er das macht, weiß ich immer noch nicht. Hallo!?