Kolumnen

"ÜberLeben": Hilfe, alle können mich hören!

Ich habe Radio immer geliebt. Nie  werde ich Axel Cortis Stimme vergessen, die mir seine wunderbaren „Schalldämpfer“-Texte vorlas. Oder das Gefühl, wenn ein neuer Song meiner Lieblingsbands zum ersten Mal im Radio lief und ich natürlich die Finger an der Aufnahme-Taste des Kassettenrekorders hatte. Oder die Aufregung, wenn ein Fußballspiel im Radio übertragen wurde (es gab damals tatsächlich Sportreporter, die konnten 90 Minuten  lang durchkommentieren). Ich hörte gebannt zu und sah das Spiel vor meinem inneren Auge.

Radio ist das intimste Medium. Man ist als Hörer alleine mit einer Stimme, die einem etwas erzählt.  Diese Stimme ist im Idealfall warm, freundlich und entspannt. Als ich ein Kind war, spielte ich Radiomoderator, indem ich mich selber auf Kassette aufnahm. Ich weiß noch, wie entsetzt ich war, als ich zum ersten Mal meine eigene Stimme vom Band hörte und feststellte: Ich klang ganz anders, als ich glaubte.

Ich habe damals auch schon begonnen, Zeitung zu lesen, und mit der Zeit faszinierte mich das geschriebene Wort mehr als das gesprochene, zumal man eine Zeitung angreifen und daran riechen konnte – bedrucktes Papier riecht herrlich! Aber im Geheimen blieb ich immer ins Radio verliebt.

Dass ich jetzt auf Radio Wien eine eigene Sendung moderieren darf – „Radio Wien zum Mitreden“ – ist  also die späte Erfüllung eines Kindheitstraums.

Einmal pro Woche darf ich im Studio stehen und mit Anrufern sprechen, die mir ihre Meinungen zu bestimmten Themen erzählen. Ich empfinde das als Privileg: Menschen teilen ihre Gedanken mit mir – und gleichzeitig mit einer riesigen Zuhörerschaft.

Dass ich im Studio immer noch unglaublich nervös bin – „Hilfe, alle können mich hören!“ – merkt man zum Glück angeblich kaum. Derzeit macht die Sendung Sommerpause, aber ab Herbst wieder: Jeden Mittwoch, 12 bis 13 Uhr.