Kolumnen/Teufls Küche

Für mehr Balance tief in den Schmalztegel greifen

In seiner ursprünglichen Bedeutung als kraftgebender Geschmacksträger ist Fett ziemlich aus der Mode gekommen. Am Körper ebenso wie auf dem Herd; nicht erst nach Feiertagen, die kulinarisch ausladend waren. Ernährungstechnische Selbstoptimierungsversuche, postuliert als immer gleiche Neujahrsvorsätze, sind die Folge. Schmalzfeig ist der aktuelle Lebensstil geworden. Das Wort aus der Gaunersprache meint zwar die Angst vor einer Haftstrafe (Schmalz), könnte aber ebenso auf Angst vor der Waage hinweisen.

Heute Abend ist weder das eine noch das andere angebracht, der Griff in den Schmalztegel (wo das Strafausmaß vermerkt ist) kann wörtlich genommen werden, ohne an das Strafgesetzbuch denken zu müssen. Mit der Nacht vor dem Dreikönigstag enden die Raunächte, die in den vergangenen Jahren eine Renaissance durchmachten und altes Brauchtum wie das Ausräuchern zeitgeistig verbrämt aufleben lassen.

Eigentlich ist es egal

Dass diese letzte der vier Hauptraunächte ausgerechnet eine „fette Raunacht“ ist, ist kaum mehr bekannt. Ob aus Selbstoptimierungswünschen, Schmalzfeigheit oder Unwissen ist auch schon egal. Bei den Raunächten ist es genauso wie mit allem im Leben – ein Gegengewicht ist vonnöten, um in Summe ausgewogen zu bilanzieren. Fett bedingt mager – und umgekehrt. Für Dialektkundige empfiehlt sich da der schöne, alte Merksatz aus voralpinen Gegenden von Salzburg bis ins Mostviertel: „Der Raunächt’ san vier, zwoa foast (fett) und zwoa dürr (mager).“ Am 21. und 31. Dezember kamen, bedingt durch die einst übliche vorweihnachtliche Fastenzeit, weder Fleisch noch Fettes auf den Tisch, am 24. Dezember und 5. Jänner wurde üppig aufgekocht und für Herausgebackenes tief in den Schmalztegel gegriffen.

Ein durchaus taugliches Konzept, mit dem Zeug für neue Vorsätze. Die nächste Fastenzeit, die kommt sowieso bald, auch ohne Raunächte.