Pünktchen und Piefke
Von Barbara Beer
Ob Sie es glauben oder nicht, so etwas kommt vor: Kinder, die Bücher lesen. So beobachtet Mittwochabend in der Wiener U-Bahn. Ein Mädchen um die zehn saß, umringt von ins Handy starrenden Erwachsenen, still da und las. Erich Kästners „Das fliegende Klassenzimmer“, leicht am seit seiner Erstveröffentlichung 1933 immer gleichen Cover mit der liebevollen Illustration von Walter Trier zu erkennen. Hervorragende Lektüre. Persönlicher Favorit unter den Kästner-Kinderbüchern ist allerdings ein anderer Klassiker: „Pünktchen und Anton“. Auch weil die hinreißende Hauptdarstellerin einen herrlich störrischen Dackel namens „Piefke“ hat. Absolute Lektüreempfehlung in diesen schwierigen Tagen. Wenn einem danach nicht ein bisschen leichter ums Herz ist, hilft nur mehr eins: Kästners „Lyrische Hausapotheke“. Kästner, der heute vor 125 Jahren geboren wurde, empfiehlt sie in zurückhaltender Dosierung „gegen die kleinen und großen Schwierigkeiten der Existenz“.