Kolumnen

Es gibt auch Prosecco abseits der Ramschabteilung

Es ist kein neuer Trend – eher ein Dauerbrenner. Seit Prosecco erstmals über die Landesgrenzen gehievt wurde, scheint vielen ein Leben ohne Italosprudel möglich, aber sinnlos. Zwischen München und Moskau steigt wohl keine Party ohne die aromatisch oft belanglosen Bläschen. Weinkenner rümpfen ob solcher önologischen Niederungen gerne ihre geschulte Nase. Womöglich voreilig.

Freilich haben Billigschäumer aus dem Discounter mit hochwertigem Wein so viel zu tun wie volkstümelnde Schlager mit Musik. Sie entpuppen sich meist als Massenware – die Zweitgärung erfolgt im Tank oder die Kohlensäure wird gar zugesetzt. Solange es am Ende sprudelt, scheint fast jedes Mittel recht. Das geht so weit, dass Prosecco in Dosen abgefüllt wurde.

Mittlerweile ist Prosecco zumindest eine geschützte Herkunftsbezeichnung für Schaumwein (Prosecco Spumante), Perlwein (Prosecco Frizzante) oder Stillwein aus Weinregionen in Venetien und Friaul-Julisch Venetien – vorwiegend produziert aus der Rebsorte Glera.

Aber es gibt Prosecco auch abseits der Ramschabteilung: Meist kleine Weingüter, die Trauben aus erstklassigen Lagen nach alter Tradition mit eigenen Hefen in der Flasche vergären. Das ist aufwendiger, teurer, aber dafür richtig gut. Jeder soll trinken, was er mag – kennt man aber lediglich Prosecco aus dem Supermarkt, ist es, als würde man als Tourist nach Wien fliegen, um dann den Urlaub am Flughafen Schwechat zu verbringen.

flaschenpost@kurier.at

Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjournalistin in Wien.