Beziehungsprobleme mit der elektrischen Zahnbürste
Von Agnes Preusser
Kollege B. hat sich mit seiner Zahnbürste zerstritten. Um böswilligen Gerüchten vorzubeugen: Das weiß ich nicht wegen seines Atems (der ist immer noch frisch). Er hat es mir freimütig erzählt oder vielmehr mir sein Leid geklagt. Ursprünglich hatte es mit ihm und der elektrischen Zahnbürste so gut angefangen – mit sauberen Zähnen und der Verheißung von angstfreien Zahnarztbesuchen. Der Stoff, aus dem Liebesfilme sind. Die Kommunikation zwischen den beiden hat sich aber über mehrere Tage hinweg so verschlechtert, dass die Zahnbürste den Kollegen mittlerweile vollkommen ignoriert. Schuld ist die Digitalisierung.
Erst wollte die Zahnbürste, dass B. sich unbedingt eine App runterlädt, was nicht unbedingt auf Gegenliebe stieß. Er fragte sich zu Recht, wofür das eigentlich notwendig sei. Nachdem die Zahnbürste in den Streik trat, gab der Kollege irgendwann auf und kam den Wünschen der Zahnbürste nach. Dass sie aber etwas aufdringlich immer wissen wollte, wo auf der Welt er sich gerade die Zähne putzt, ging ihm aber dann doch zu weit und er verweigerte aus Datenschutzgründen die Auskunft. Die Zahnbürste wiederum verweigert seitdem den Dienst und lässt sich nicht mehr aufdrehen.
Ein Blick ins Internet zeigte, dass er mit dem Beziehungsproblem nicht alleine ist. Dort
findet man auf diversen Seiten zuhauf Einträge, die von „Meine Zahnbürste spinnt“ bis zum gegenteiligen Problem, also „Meine Zahnbürste geht nicht mehr aus“, reichen.“ Womit natürlich nicht gemeint ist, dass sie keinem Besuch in der Disco mehr zustimmt.
Kollege B. hat noch nicht aufgegeben und drückt immer wieder für 20 Sekunden den Einschaltknopf. Das soll angeblich helfen, um die Zahnbürste wieder nutzen zu können, tut es aber nicht. Zum Glück hat er noch herkömmliche Zahnbürsten daheim. Das sage ich im Namen aller Kollegen.