Unser "Ja"
SIE
Der Mann nebenan träumte seinerzeit rasch vom Heiraten. Ich nicht. Ich hatte ja schon mal, folglich hätte mir der Beziehungsstatus „fix zam“ gereicht. Außerdem wusste ich: Ein gehauchtes„Ja“ macht noch lange keinen Supermann aus einem Mann nebenan, und keine Superfrau aus gnä Kuhn. Daher platzierte ich zum Zeitpunkt seines Einzugs in meine Wohnung auf der Klo-Innentür ein Plakat mit folgendem Spruch drauf: Sei wie du bist. Es kommt sowieso raus. Weil man aus Liebe aber komische Sachen macht, sagte ich eines Tages Ok, heiraten wir! und orderte ein Kleid.
Nervös unter der Trauerweide
Von da an sollte es sieben weitere Jahre bis zum Hochzeitsfest dauern, so lange tüftelte er angeblich an dessen Organisation. Ich ließ das Kleid mehrmals umnähen, im Juni 2005 heirateten wir im Schatten einer Trauerweide, nachdem er noch einen Flirt mit der attraktiven Standesbeamtin hingelegt hatte. Ich erinnere mich gut – auch deshalb, weil ich nervös war. Wir hatten ausgemacht, füreinander ein paar wenige Worte zu schreiben und sie vorzulesen – eine öffentliche Hommage ans Du. Meine knackig gehaltene Ode an Michael war seit Wochen fertig. Seine naturgemäß nicht – das zwei Stunden vor der Trauung. Bauchweh. Irgendwann setzte er sich mit einer Packung Tschick (er war damals noch Raucher) auf eine Gartenbank und begann zu dichten. Aus „wenigen“ Worten entstand hier schließlich Prosa, zu der alle Gäste leise flennten. Die Herren hüstelten betreten, den Damen lief die Mascara runter. Mir auch. Und ich gratulierte mir zu meinem Entschluss, wohl wissend: Je größer der Dachschaden, desto freier der Blick auf die Sterne.
Nächste Paaradox-Lesung: 8. 5. Burg Perchtoldsdorf
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ER
Es war im Übrigen nicht romantisch, als ich einst die ganz große Frage an die Liebste herantrug. Ich sank nicht schmachtend auf die Knie (vermutlich hatte ich wieder einmal eine Zerrung), um eine kleine Schatulle zu öffnen und mit tränenerstickter Stimme den Heiratswunsch zu formulieren. Nix da, wir saßen an einem dieser wunderbaren Sommerabende mit Weißwein, Grissini und Teelicht auf der Terrasse und erzählten einander 1001 Geschichten, und irgendwann hatte ich mitten im Gespräch wie aus heiterem Himmel das Gefühl, dieser Frau ein Leben lang zuhören zu können (Sätze wie „Schatzi, der Mistsack wird vermutlich auch diesmal nicht von selbst bei der Tür rausspazieren“ gab es damals noch nicht). Also sagte ich sehr spontan: „Du, weil wir hier gerade so g’mütlich beieinander sitzen, was hieltest Du davon, das in Zukunft als Ehepaar zu tun?“ Ich ahnte offensichtlich, dass wir unsere leidenschaftlichen Dialoge auch noch viele Jahre später führen würden. Sie freute sich jedenfalls über diese Idee und antwortete (für immer unvergessen): „Grundsätzlich sehr gerne ... aber ...“
Gut gemacht
Tja,ich sollte also die Hochzeit organisieren, weshalb es dann doch ein paar Jahre dauerte (ich bin bei Planungen eben sehr akribisch), ehe in der Südsteiermark endlich unser „Ja“ erklang. Wenn ich dann heute Konstantin Wecker höre, wie er „Was ich an Dir mag“ singt, meiner Frau ein Glas
Muskateller einschenke, ihr Grissini kredenze, ein Teelicht anzünde und sie ansehe, denke ich mir: „Hearst Hufnagl, das hast du gut gemacht. Diese gnä Kuhn könnte man gar nicht oft genug heiraten.“ Und dann bringe ich den Mist raus.
Solo „Abend mit einem Mannsbild“: 9. 5. Langenlois,
29. 5. Baden, 8. 6. Guntramsdorf, 14. 6. Wien (Studio Akzent)
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