Kolumnen

Paaradox: Topf-an-Topf- Rennen

SIE

Gerne prahlt der Mann nebenan mit dem Fifty-Fifty-Arbeitsteilungs-Prinzip, das ich vor 21 Jahren als Basisausstattung unserer Beziehung implementiert haben wollte. Das funktioniert gut, auch wenn er Halbe/Halbe  ein wenig lässiger interpretiert als ich, indem er mit was anfängt, aber bei der Hälfte damit aufhört. So wandern etwa volle Müllsäcke los, ruhen sich aber auf dem lebensgefährlichen Weg zur Mistraum-Nordflanke im Basislager vor der Wohnungstür aus. Von wo aus sie die Nachbarn  mit dem Odeur alternder Fleischsuppenkarkassen beglücken.

Mach doch du!

Wenn ich das Miss(t)management kritisiere, sagt er nur: Du wirst dir kein Fingerl brechen, wenn DU den Mistsack  final entsorgst! Ich denke dann darüber nach, ob ich dem Herrn schon in einem anderen Leben begegnet bin. Vermutlich war er ein Mistkäfer und ich seine Mörderin. Eine andere Variante des Halbe/Halbe-Themas ist der Satz Ich weiche die Töpfe erst einmal ein. Erst einmal heißt praktisch, dass die Dinger ab dem Moment des Einweichens im Einweich-Zustand stehen bleiben – ganze Einweich-Tage lang. So als hätten Töpfe wundersame Selbstreinigungskräfte. Doch als Mörderin des Mistkäfers ist es an mir,  sein Werk schrubbend zu  vollenden. Früheres Leben hin oder her, irgendwann reicht’s. Daher hielt ich ihm den Topf mit vergammelten Brokkoli-Bröckerln an trübem Wasser unter die Nase und fragte ihn, ob er die Neuinterpretation des Alt-Wiener-Suppentopfs jetzt oder erst morgen essen mag. Und plötzlich erledigte sich der Rest wie von selbst. Hm, wer weiß: Vielleicht sollten wir  ja unser ganzes Leben mal einweichen und schauen, was passiert.

Paaradox NEU: 22. 2. Danubium, 1. + 2. 3. Wilheringerhof, 12.  3. Schwechat, Felmayerscheune 18. 3. Rabenhof:

paaradox.at

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ER

Der Winter verändert das Eheleben. Und damit meine  ich nicht  ihren Hang zu Drittsocken, Teeobsessionen und Thermophor-Vernissagen oder  den gnä kühnen Versuch, unser  Domizil in ein Tepidarium zu verwandeln. Nein, der Winter schenkt meiner Frau eine spezielle Form der Ausdehnung ihres Wirkungskreises: Die Terrasse als großzügig angelegter Eiskasten. Vorbei die harte (Jahres-)Zeit, in der sie gezwungen ist, den  (großen!) Kühlschrank mit ökonomischer und strategischer Weitsicht  zu füllen. Vorbei die Mühen des  Schlichtens und Schichtens und der symbolischen Gewissensfrage: Das neunte Joghurt oder die sechste Marmelade, hm, wofür entscheide ich mich?

Fund im Tiefschnee

Es ist für sie nun die wunderbare Phase eines Jahres, die es ihr ermöglicht einen vollen Mistsack vor die Terrassentür zu stellen und zu wissen, dass es einen Erledigungs-Seppl gibt, der die Verantwortung für die (deutlich anspruchsvollere) zweite Etappe des stinkenden Stücks übernimmt. Der tut das dann sehr behutsam, weil er darauf achten muss, nicht über das etwas unorthodox gelagerte Fruchtsäfte-Sortiment und die Prosecco-Brigade zu stolpern. Oder über die wasserfeste Einkaufstasche, die mit allerlei ausgelagerten Lebensmitteln im Weg herum steht. Unlängst habe ich auf einer meiner Entsorgungstouren einen zufällig entdeckten Topf aus dem Tiefschnee geborgen. In dem fand ich eine amorphe Masse, die im früheren Leben einmal Porridge gewesen sein könnte. Ich fragte die Liebste, ob sie die winzige Portion allenfalls fürs  erste Frühjahrsfrühstück im Freien aufheben wolle, und sie sagte nur: „Uizwick“. Ehe ich den Einweichprozess startete.  

Solo „Abend mit einem Mannsbild“: 13. 1. Wien (CasaNova), 25. 1. Puchkirchen, 18. 2. Wien (Akzent), 8. 3. Brunn

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